WERNERS BLOG

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  Zeichnung: Wilhelm Busch


Sonntag,
22. Dezember 2024
Ich habe gerade meine Blogeinträge dieses Jahres gezählt und bin auf schmähliche zweiundzwanzig gekommen. Dies ist also der dreiundzwanzigste Eintrag des Jahres 2024, nicht einmal zwei in jedem Monat habe ich zustande gebracht.

Im Versuch, wenigstens zum Jahresende etwas Substantielles zu schreiben, mache ich eine Anleihe bei Heribert Prantl, dessen wöchentlichen Newsletter ich sehr schätze und allen zur Lektüre empfehle.

Zu dem Kolumnen von Heribert Prantl.

Ich erlaube mir, den Text des heutigen Briefs von Heribert Prantl zu kopieren, in der Hoffnung, meine Leser neugierig zu machen:

Guten Tag,

an Weihnachten komme ich bisweilen ins Zweifeln. Ich zweifle dann an der Weihnachtsbotschaft. Sie lautet bekanntlich „Friede den Menschen auf Erden“. Die Engel verkünden diesen großen Frieden auf den Feldern von Bethlehem. Kann es sein, dass diese wunderbar-fantastische Erzählung vom Frieden eine Lüge ist? Eine barmherzige Lüge, um die Hoffnung am Leben zu erhalten? Wo ist denn der Friede, zweitausend Jahre nach seiner Verheißung – wieder und wieder erzählt, aber nie eingetroffen? Wo ist der Friede in der Ukraine, wo ist er in Gaza?

Heilige Gelbe Rübe

„Et in terra pax“ singen die Engel. Ist der Friede eine heilige Karotte, eine heilige gelbe Rübe, die den Gläubigen vor die Nase gehalten wird? Ist das ein leichtfertiges Jahrtausend-Versprechen? Ist das ein Schwindel? Die Antwort, die ich für mich gefunden habe, lautet so: Weihnachten ist das Fest, an dem Gott sich klein, sich zu einem Kind macht, auf dass die Menschen verstehen, dass sie das Überwinden der von ihnen angerichteten Katastrophen nicht einfach Gott im Himmel überlassen können, der ja angeblich, wie es im Kirchenlied heißt, „alles so herrlich regieret“. So gesehen ist Weihnachten gar nicht possierlich. Es verlangt ziemlich viel: Es verlangt, vom Erzählen ins Handeln zu kommen. Es verlangt orare et laborare, Beten und Arbeiten an einer besseren Welt.

Dafür steht Weihnachten. Wer noch ein wenig Weihnachtsglauben in sich hat, kann es so sehen und so sagen: Wenn Gott menschlich werden konnte, dann kann auch der Mensch menschlich werden. Das ist die Hoffnung auf die Zeitenwende.
Man muss nicht an einen persönlichen Gott glauben, so wie die Kirchen ihn vor uns hinstellen (in einer Art Kinderglauben), auch ich tue das nicht. Dennoch lohnt es sich, sich mit solchen Gedanken zu beschäftigen. Ich wünsche euch/Ihnen allen ein friedlichen Weihnachtsfest und ein Jahr 2025, das bedeutend besser sein möge als das zu Ende gehende.

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Freitag,
22. November 2024
Schon wieder zwei Monate seit dem letzten Eintrag vergangen - wo ist sie bloß geblieben, die Zeit? Und auch das, was es hier und heute zu vermelden gibt, ist im Grunde nichts Neues: jedes Jahr, plötzlich und unerwartet, bricht der Winter herein. Wo gestern noch grüne Wiesen waren, versinkt heute alles unter einer dicken Schneedecke (und morgen, spätestens übermorgen ist alles wieder grün).



 
Lauch und Blumenkohl (Versteckspiel) Nicht schlecht für den Anfang
Lauch und Blumenkohl (Versteckspiel) Nicht schlecht für den Anfang
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Freitag,
27. September 2024
Die alten Tagebücher (76)

7. Februar 1982



(...)
Bei mir nix Besonderes, außer, daß jemand im Taxi seinen Geldbeutel mit 30,- Mark und 180 Schilling liegen läßt, verflucht wenig, wenn sowas schon mal passiert.
(...)

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Donnerstag,
26. September 2024
Im Nahen Osten tobt ein Krieg, nicht erst seit dem 7. Oktober 2023. Die Geschichte des Hasses in dieser Region ist über ein Jahrhundert alt, und es sieht nicht so aus, als ob sie in absehbarer Zeit beendet werden könnte. Schon gar nicht, solange diese Regierung in Israel herrscht.

Vor diesem Hintergrund erscheint es wie ein Wunder, dass es trotz allem einzelne Menschen gibt, die sich vor Ort Tag für Tag für eine Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern einsetzen. Und das trotz schmerzlichster persönlicher Verluste, die ihnen der jahrzehntelange Hass zugefügt hat. Ein solches Wunder vollbringen (aber nicht nur sie) der Israeli Rami Elhanan und der Palästinenser Bassam Aramin.

Kurz nach dem Überfall der Hamas auf Israel ist ein Büchlein erschienen, das die Arbeit der beiden Männer und ihrer Familien vorstellt: "Wie Frieden geht"*.

Ich bin kein Freund von leichtfertigem und oberflächlichem Gerede, bei dem die fundamentalen Interessen der Menschen unter den Teppich einer naiven Friedensbeteuerung gekehrt werden ("Wir sind doch alle Menschen, die nur in Frieden leben wollen" o.ä.) Aber das Beispiel von Elhanan und Aramin macht Mut. Es zeigt, dass es immer nur Einzelne sind, von denen Impulse zu einem besseren Zusammenleben der Menschen ausgehen. Denn dass von der Politik und den Politikern nicht wirklich etwas zu erwarten ist, zeigt gerade die kriegerische Geschichte des Nahen Ostens. Mehr als unrealistische (aber wohlfeile) Rufe nach einer Zwei-Staaten-Lösung** und hilflose Aufrufe zur Mäßigung haben sie bis heute nicht zustande gebracht. Die Lösung muss von unten, von den betroffenen Menschen kommen.

Der kleinen Schrift ist die Vorgeschichte vorangestellt:

Smadar Elhanan war 13 Jahre alt, als ein Selbstmordattentäter sie mit in den Tod riss. Das neue Schuljahr hatte soeben begonnen und Smadar war mit Freundinnen in der Innenstadt von Jerusalem unterwegs. Das war 1997. Im selben Jahr kam nur wenige Kilometer weiter ein palästinensisches Mädchen zur Welt: Abir Aramin. Zehn Jahre später war sie auf dem Schulweg, als ein israelischer Soldat ihr in den Hinterkopfschoss.

Die beiden Mädchen lernten sich nie kennen. Doch ihre Väter erinnern gemeinsam an sie. Tag für Tag. Im Kampf für den Frieden, im Kampf dafür, dass keine weiteren Kinder im Nahostkonflikt sterben, besuchen der Israeli Rami Elhanan und der Palästinenser Bassam Aramin beide Kriegsparteien. Sie erzählen von ihren Mädchen, von ihrem sinnlosen Tod. Sie wollen aufrütteln und zeigen: Israelis und Palästinenser können aufeinander zugehen, miteinander sprechen, sich befreunden. Von sich selber sagen die beiden Männer, sie seien Brüder.


** Zur sogenannten Zwei-Staaten-Lösung siehe meine Einträge vom 16.1.2017 und 5.12.2023
* Rami Elhanan, Bassam Aramin im Gespräch mit Annika Bangerter: Wie Frieden geht; Buchverlag Lokwort, Bern 2023, 28 Seiten, 4,- €

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Montag,
16. September 2024
Die Medien melden einen neuen Attentatsversuch auf US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump ( siehe z.B. Die Tagesschau von heute, 16.9.). Es hat also wieder einmal jemand auf die in den USA übliche Weise versucht, seine politische Meinung zum Ausdruck zu bringen.

Und wie kommentiert Kamala Harris, die andere Kandidatin, den Vorfall?

Gewalt, sagt sie, habe keinen Platz in Amerika. Da hört man doch höhnisches Gelächter um den Erdball tönen.

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Wochentag,
11. September 2024
Wieder ein fotografischer Reisebericht, dieses Mal habe ich zum Teil alte Heimaten besucht.

Erste Alte Heimat: München. Eigenartig, die Stadt, in der ich aufgewachsen bin und 20 Jahre als Taxifahrer gejobbt habe, nach langer Zeit als Tourist zu besuchen.

 
Alter Hof Kopfloser Straßenmusikant Marienplatz - mit tausendmal mehr Touristen als zu meiner Zeit Die Neue Zeit - in meinem alten Viertel
Alter Hof Kopfloser Straßenmusikant Marienplatz - mit tausendmal mehr Touristen als zu meiner Zeit Die Neue Zeit - in meinem alten Viertel
       
  Zweite Alte Heimat: Das "Holzhäuschen". Großartige und wunderschöne Veränderungen sind seit unserem Auszug 1986 passiert: Schlumpf und Xoxi haben dort ein Paradies ganz eigener Art geschaffen)*    
 
Holzhäusl Holzhäusl Holzhäusl Holzhäusl
       
  )* Schlumpf: Atelier Georg Huber; Xoxi: Windfox Music    
       
  Salzburg. Eigentlich kann man sich die Stadt zur Festspielzeit gar nicht leisten. Ein schöner Zug aber ist, dass man am Abend Videos vergangener Aufführungen auf Großleinwand gratis anschauen kann.    
 
Public Viewing unter der Burg Residenzplatz Die "Sphaera" - zeitgenössische Kunst auf dem Kapitelplatz Herbert-von Karajan-Platz
Public Viewing unter der Burg Residenzplatz Die "Sphaera" - zeitgenössische Kunst auf dem Kapitelplatz Herbert-von Karajan-Platz
 
Auf der Burg Auf der Burg Blick von der Burg auf die Stadt Stadtmodell im Burgmuseum
Auf der Burg Auf der Burg Blick von der Burg auf die Stadt Stadtmodell im Burgmuseum
       
  Südtirol - Innichen, Mühlbach    
 
Innichen im Hochpustertal Stiftskirche Innichen (13. Jh.) Stiftskirche Innichen Mühlbach bei Brixen, Kandlburg
Innichen im Hochpustertal Stiftskirche Innichen (13. Jh.) Stiftskirche Innichen Mühlbach bei Brixen, Kandlburg
       
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Dienstag,
6. August 2024
Was Donald Trump so rauslässt, gibt in der Regel wenig Anlass zum Lachen. Aber als ich neulich im Internet auf eine Aussage von ihm über Kamala Harris gestoßen bin, war's dann doch mit meiner Fassung vorbei. Die Schweizer Boulevardzeitung "Blick" zitiert Trump mit den Worten:
"Sie hat einen wirklich niedrigen IQ."
Und er verglich seine Konkurrentin mit Bernie Sanders, den ziemlich weit links stehenden ehemaligen Präsidentschaftskandidaten der Demokraten:
"Sie ist schlimmer als Bernie Sanders. Sie ist wie Bernie Sanders, aber nicht so klug. Sie ist eine dumme Version von Bernie Sanders, und sogar noch weiter links als er."
Da kann man wieder sehen, dass nichts unter den Menschen so gerecht verteilt ist wie die Intelligenz. Jeder glaubt, genug davon zu haben.

Und gerade stelle ich fest, dass ich diesen Spruch schon einmal hier hingeschrieben habe, das war im Januar 2017, ebenfalls auf Trump gemünzt. Manches wiederholt sich eben doch.
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Sonntag,
8. August 2024
Zitate aus dem "Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares" von Fernando Pessoa

(Texte 121 und 123)



Wie jeder Mensch von großer geistiger Beweglichkeit empfinde ich eine organische, verhängnisvolle Liebe zur Sesshaftigkeit. Ich verabscheue neue Leben und unbekannte Orte.
(Text 121)
Verzicht ist Befreiung. Nicht wollen ist können. Was kann mir China geben, das meine Seele mir nicht schon gegeben hätte? Und wenn meine Seele es mir nicht geben kann, wie kann dann China es mir geben, da ich China mit meiner Seele sehen werde, falls ich es sehen sollte! Ich könnte im Orient nach Reichtum suchen, nicht aber nach dem Reichtum der Seele, denn der Reichtum meiner Seele bin ich, und ich bin, wo ich bin, mit oder ohne Orient.
Ich verstehe, dass reisen muss, wer unfähig ist zu fühlen. Daher sind Reisebücher auch so arm an Erfahrung, sie taugen nur so viel wie die Vorstellungskraft dessen, der sie schreibt. Besitzt der Schreiber Vorstellungskraft, kann er uns verzaubern, und dies ebenso mit der detaillierten, photographisch genauen Beschreibung von Landschaften, die er zu sehen vermeinte. Wir alle sind kurzsichtig, ausgenommen nach innen. Nur unsere Traumaugen brauchen keine Brille.
(aus Text 123)
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Sonntag,
27. Juli 2024
Die alten Tagebücher (75)

31. Januar 1982

Ich habe in dieser Zeit mein Geld als Taxifahrer in München verdient, sehr oft nachts.

(...)

Letzte Woche im Taxi: Anfahrt zum "Wendekreis", Herzogstraße. Eine Frau in Weiß, stark betrunken, hysterisch: "Fahren Sie schnell weg, schnell weg!" - "Wohin?" - "Egal, , schnell weg, irgendwohin!" Ich fahre. Nach 50 Metern: "Halt! Das kann ich ihm nicht antun! Kehren Sie um, das kann ich ihm nicht antun!" Ich fahre zurück. Er: In Schwarz, angetrunken, steigt ein. Sie spielen ihr Spiel. (Anfang: er gibt vor, ihr abzunehmen, sie wollte nicht davonfahren, das Taxi habe nur gewendet - sie vorher zu mir: Sagen Sie ihm nichts, sagen Sie ihm nichts)

Fahrtziel (zuerst) von ihr: eine Adresse in Harlaching. Fahrtziel von ihm: Moosach. - Moosach und Harlaching liegen sehr weit auseinander. Sie spielen ihr Spiel: Was wollen wir denn in Moosach? Sie spielen das Spiel: Wir fahren zu dir, auch wenn ich so tu, als wollte ich das nicht. Sie führen einen bösen Krieg miteinander und beziehen den Taxifahrer mit ein. (Sie sprechen zu-einander, achten dabei aber auf den Dritten, der zuhört.)

Für mich ist die Situation arg: Es sind Menschen, mit denen ich grundsätzlich nichts zu tun haben möchte. Kaputte Persönlichkeiten, kaputte Beziehung. Totentanz. Zum Kotzen. Und immer Spitzen auf mich. So nebenbei. ("Der Taxifahrer fährt uns schon dahin, wo wir wollen" - er meinte: "wo ich will")

Es ist schon viele Jahre her, daß mir das Geseire meiner Fahrgäste so hochgekommen ist wie diesesmal. Um die Form einigermaßen zu wahren (ich hätte sie ja beide eigentlich am Hals packen und aus dem Wagen zerren und in den nächsten Schneehaufen stopfen müssen) drehe ich mich nur um und frage: "Müssen Sie eigentlich soviel besoffenen Scheißdreck erzählen?"

Schock.

Wortwechsel.

"Sie steigen jetzt aus!"

(Könnte ich mich zu handgreiflichen Aktionen durchringen, würde ich die beiden jetzt auf die verschneite Dachauer Straße zerren, und ihm, dem Arschloch, noch meine Faust in seine Fresse knallen.)

Nein, ich bin ja friedlich, fahre weiter.

Fahrtziel Moosach, Gögglstraße.

Sie (sturzbesoffen): Vielleicht haben Sie ja doch recht ...

Er (die Rechnung bezahlend, 15,- DM), will mir die fünf Mark, die ich ihm auf seinen Zwanzigmarkschein herausgebe, als Trinkgeld geben: "Es ist schwer, nachts Taxi zu fahren". Ich glaube, ich höre nicht recht. Zuerst verlangt er eine Quittung, mit meinem Namen, um sich irgendwo über mich zu beschweren, und dann will er mir 5 Mark Trinkeld geben.

Ich zittere, bin für mindestens eine Stunde aufgeregt. Welches Idiotenpack, mit dem ich mich abgeben muß. Frage an mich: Mußt Du Dich als Taxifahrer nicht mit solchen Leuten abfinden? - Ja, natürlich, tu ich ja auch, eigentlich ist es mir ja auch wurscht, aber hin und wieder ... Normalerweise ertrage ich die Menschen ja auch, auch wenn ich schlucke, meistens aber - wenn ich schon über sie nachdenke, was ich selten genug tue - bedauere ich sie, sind sie mir arme Fremde.

Schon, wie ich mich wieder in Moosach an den Taxistand stelle, weiß ich nicht mehr, welche Worte zwischen uns gefallen sind. Die Verdrängung funktioniert ausgezeichnet. An die Stimmung kann ich mich perfekt erinnern, welche Charaktere, aber nicht an Worte.

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Mittwoch,
17. Juli 2024
Wieder ein kleiner Reisebericht. Dieses Mal aus der schönen und teueren Schweiz.

1. Station: Aaarau mit einer lieblichen Altstadt und einem bedeutenden Kunstmuseum:
 
Aarau, Altstadt Aarau, Altstadt Aarau, Altstadt Aarau, Altstadt
 
Aus der Sammlung des Kunsthauses Aarau:
   
 
Edouard Vallet, Walliser Landschaft (1910) Edouard Vallet, Le matin à la montagne (1912) Ernst Ludwig Kir
chner, Der Wanderer (1922) Caspar Wolf, Rhonegletscher (1778)
Edouard Vallet, Walliser Landschaft (1910) Edouard Vallet, Le matin à la montagne (1912) Ernst Ludwig Kirchner, Der Wanderer (1922) Caspar Wolf, Rhonegletscher (1778)
 

2. Station: Zürich
   
 
Zürich, an der Limmat Zürich, Großmünster Zürich, Großmünster: Sitzfigur Karls des Grossen in der Krypta Zürich, Fraumünster: Glasfenster von Marc Chagall (1970)
Zürich, an der Limmat Zürich, Großmünster Zürich, Großmünster: Sitzfigur Karls des Grossen in der Krypta Zürich, Fraumünster: Glasfenster von Marc Chagall (1970)
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Sonntag,
02. Juni 2024
Eine Nachricht auf tagesschau.de animiert mich, schon wieder eine "Literarische Perle" vorzustellen. Eine ziemlich klassische noch dazu.

Warum Urin nach dem Spargelessen stinkt

so betitelte die Journalistin Joanna Thurow am Freitag ihren Beitrag etwas unschön und gibt dann eine prosaische Antwort: Die Ursache liege im Zusammenwirken der im Spargel enthaltenen Asparagussäure im menschlichen Verdauungstrakt, in der Leber und den Nieren. Die Summe der dabei entstehenden "Abfallprodukte" wie z.B. Methanthiol, Dimethylsulfid oder Dimethylsulfoxid ergebe den typischen Geruch im Urin.

( zum Artikel)

Nun ja, so kann man auch darüber schreiben. Ich ziehe die Beschreibung vor, die Marcel Proust im ersten Band von Auf der Suche nach der verlorenen Zeit gibt:

... Ich blieb an einem Tisch stehen, an welchem das Küchenmädchen grüne Erbsen enthülst und dann in abgezählten Häufchen aufgereiht hatte wie kleine grüne Kugeln für ein Spiel; besonders aber die Spargel hatten es mir angetan, die wie mit Ultramarin und Rosa bemalt aussahen und deren in Violett und Himmelblau getauchte Spitze nach dem anderen Ende zu - das noch Spuren des nährenden Ackerbodens trug - lauter Abstufungen von irisierenden Farben aufwies, die nichts Irdisches hatten. Es schien mir, dass diese himmlischen Tönungen das Geheimnis von köstlichen Geschöpfen enthüllten, die sich aus Neckerei in Gemüse verwandelt hatten und durch ihre aus feinem essbaren Fleisch bestehende Verkleidung hindurch in diesen Farben der zartesten Morgenröte, in diesen hinschwindenden Nuancen von Blau jene kostbare Substanz verrieten, die ich noch die ganze Nacht hindurch, wenn ich am Abend davon gegessen hatte, in den nach Art Shakespearescher Feenkomödien gleichzeitig poetischen und derben Possen wiedererkannte, die sie zum Spaße aufzuführen schienen, wenn sie sogar noch mein Nachtgeschirr in ein Duftgefäß umschufen.*
Siehe auch meinen Beitrag aus lange vergangenen Zeiten zu Prousts Recherche:

* Marcel Proust, In Swanns Welt (Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Erster Teil) Frankfurt am Main 1981, S. 162 f.
Deutsch von Eva Rechel-Mertens
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Dienstag,
28. Mai 2024
Die alten Tagebücher (74)

12. Januar 1982



Die extremen Schneefälle der vergangenen Woche relativ gut überstanden. Heute Hilfe vom Nachbarn: Der Seisrainbauer macht unseren Weg mit dem Schneepflug wieder befahrbar. Gleich ausgenützt und alles Wichtige (und Schwere!) besorgt: Gas, Kohlen, Bier, Weizen. Wer weiß, wie lange der Weg frei bleibt.

Lektüre: Erica Jong: Rette sich wer kann.

Etwas geistige Trägheit, ich bin ein fauler Mensch, körperlich und geistig, kein Zweifel. Warum tippe ich z.B. die "Wanderung" nicht zu Ende? Keine Disziplin. Der Drang ist nicht stark genug, fürchte ich, sonst wäre ich längst weiter. Denn: was wirklich sein muß, das kommt schon - nur, wo es keine Notwendigkeit gibt, kann man sich diesen Luxus des jahrelangen Drumherumredens leisten. Es ist wie beim Rauchen-Aufhören: Wenn man's nicht schafft, war der Wille nicht stark genug. Denn wer will, der kann auch.

In allen Fällen heißt es, alte Gewohnheiten aufgeben und neue annehmen. Und das ist sehr schwer. Rauchergewohnheiten durch Nichtrauchergewohnheiten ersetzen ebenso wie Nichtschreibergewohnheiten durch Schreibergewohnheiten.

Abende allein bereiten mir nicht mehr den Genuß wie früher. Aber ich messe immer an idealen Maßstäben. Meine Zeit in Bardou ist mir oft noch unterbewußt Maßstab. Wenn ich dort glücklich war, warum dann nicht später? War ich dort im Einklang mit mir selber und bin es jetzt nicht?

Hier gieße ich sieben Bier am warmen Ofen in mich hinein und produziere vielleicht eine, zwei Seiten im Tagebuch, dort waren es ein paar Gläser roter Wein an der Kerze und viele Seiten und viel Glück und Zufriedenheit. Aber die Sehnsucht nach Bardou habe ich doch auch schon lange hinter mir, am schlimmsten war sie auf der Reise. Jetzt ist es mitunter bloß noch Unzufriedenheit. Ein seltsamer Widerspruch, denn ich freue mich gleichzeitig an meinem Leben hier.

Ich lebe, lebe (ich muß es zweimal hinschreiben!), aber ich produziere nichts, obgleich ich es möchte. Meine Formel, die besagt, daß ich Zeit habe, mag einerseits schon richtig sein, aber auf der anderen Seite ist die Faulheit eine ungeheuere Kraft, die ich in meinen Betrachtungen wohl unterschätzt habe. Was ist, wenn die Faulheit einfach stärker ist als alle Regungen zu schreiben?

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Samstag,
25. Mai 2024
Zitate aus dem "Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares" von Fernando Pessoa

(Texte 104 und 116)



Ohne ein Gran Dummheit lässt sich keine noch so glänzende Idee verbreiten. Das kollektive Denken ist dumm, da es kollektiv ist: nichts kann die Schranken des Kollektiven passieren, ohne an der Grenze den größten Teil seiner Intelligenz als Wegzoll zurückzulassen.
(aus Text 104)
Schreiben heißt vergessen. Die Literatur ist die angenehmste Art, das Leben zu ignorieren. Die Musik wiegt ein, die visuellen Künste beleben, die lebendigen Künste (wie Tanz und Theater) unterhalten. Die Literatur jedoch entfernt sich vom Leben, weil sie das Leben zum Schlaf macht; alle übrigen Künste hingegen bleiben am Leben - die einen, weil sie sich sichtbarer und mithin vitaler Formen bedienen, die anderen, weil sie vom menschlichen Leben leben.
Nicht aber die Literatur. Sie täuscht das Leben vor. Ein Roman ist die Geschichte dessen, was nie war, und ein Drama ein Roman ohne Geschichte. Ein Gedicht ist der Ausdruck von Ideen oder Gefühlen in einer Sprache, die niemand gebraucht, denn niemand spricht in Versen.
(aus Text 116)
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Sonntag,
19. Mai 2024
Im Rahmen meiner Reihe Literarische Perlen präsentiere ich heute eine Ausgrabung aus dem späten 19. Jahrhundert. Das Zitat stammt aus Dostojewskijs umfangreichstem Roman, Die Brüder Karamasow.

Aljoscha, der jüngste der drei Brüder K., berichtet seinem Bruder Iwan von einem "Poem"*, das er geschrieben hat und das er ihm vortragen möchte. Es handelt von der Wiederkehr Christi auf die Erde. Dieser gerät in die Hände der Inquisition und wird eingekerkert. Der Großinquisitor geht zu dem Gefangenen und redet zu ihm die ganze Nacht, wohl wissend, wen er vor sich hat. Jesus spricht dabei kein einziges Wort. Der Inquisitor redet über die menschliche Freiheit, zu der Jesus die Menschen führen wollte. Zu dieser aber würden die Menschen niemals fähig sein, so der Großinquisitor. Ich habe vor langer Zeit ( schon einmal aus diesem Werk zitiert).

Der Inquisitor bezieht sich auf die Versuchung Jesu durch den Teufel (den er den "Großen Geist" nennt) in der Wüste, wie sie im 4. Kapitel des Matthäusevangeliums dargestellt ist: Und der Versucher trat herzu und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden. Es ist dies die erste von drei Versuchungen, und der Inquisitor sagt dazu:
Hättest du das 'Brot' angenommen, so hättest du damit einem allgemeinen und ewigen menschlichen Sehnen entsprochen, dem Sehnen jedes einzelnen Menschen genauso wie dem der gesamten Menschheit, jenem Sehnen, das sich in der Frage ausdrückt: Wen soll ich anbeten? Es gibt für einen Menschen, der frei geblieben ist, keine unausweichlichere, dauerndere, quälendere Sorge, als möglichst rasch jemand zu finden, den er anbeten kann. Aber der Mensch möchte nur etwas anbeten, was bereits unbestritten ist, so unbestritten, daß sich alle Menschen zugleich zu gemeinsamer Anbetung bereit finden. Denn es ist nicht so sehr die Sorge dieser kläglichen Geschöpfe, etwas zu finden, was ich oder ein anderer anbeten kann, sondern etwas, woran alle glauben und was alle anbeten, unbedingt alle zusammen. Und eben dieses Bedürfnis nach gemeinsamer Anbetung bildet die wesentliche Qual jedes einzelnen Individuums wie der ganzen Menschheit seit Anbeginn der Zeiten. Um der gemeinsamen Anbetung willen vernichteten sie sich gegenseitig mit dem Schwert. Sie schufen sich Götter und riefen einander zu: Entsagt euren Göttern und betet unsere an – oder Tod euch und euren Göttern! Und so wird es sein bis ans Ende der Welt, selbst wenn die Götter aus der Welt verschwinden. Das macht den Menschen nichts aus, dann werden sie eben vor Götzen niederfallen.**


Für manche Menschen scheint es in der Tat keine quälendere Frage zu geben, als die, wen sie anbeten sollen. Man könnte Parallelen zu denen ziehen, die blind den Rattenfängern nachlaufen.
* Zum Begriff Poem in der russischen Literatur siehe Wikipedia

** zitiert aus der Übersetzung von Hermann Röhl (1924), siehe https://www.projekt-gutenberg.org/dostojew/karamaso/kara05.html
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Sonntag,
12. Mai 2024
Die FDP übt sich im Vorfeld der Europawahl weiter in Opposition. Sie hat ein Papier veröffentlicht, in welchem sie eine "generationengerechte Haushaltspolitik" fordert. Der DLF zitiert aus dem Entwurf, in dem es heißt, junge Menschen dürften bei der Finanzierung der Renten nicht überfordert werden. Die Kosten für die Sozialsysteme insgesamt seien inzwischen eine bedrohliche Belastung für Unternehmen und Arbeitnehmer und trübten auch die Zukunftsperspektiven der jungen Generation ein.

Die mehr als überflüssige Partei also, die bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr - zu Recht - um ihren Wiedereinzug in den Bundestag fürchtet, geht auf Wählerfang unter den Jüngeren, indem sie versucht, ihnen Angst einzujagen. Angst ist in unserer Gesellschaft ein derart weit verbreitetes und tief sitzendes Phänomen, dass man immer damit punkten kann. Die aktuelle Variante lautet: Eine Lockerung der Schuldenbremse (wie sie z.B. von SPD, den Grünen und der Linkspartei gefordert wird) hieße, es wird für euch später nichts mehr zum Verteilen übrigbleiben, da alles Geld für die Tilgung alter Schulden draufgeht. Wählt FDP, denn wir sind der einzige Garant für eine stabile Zukunft und ihr könnt euch auch morgen noch eure Villa im Tessin leisten! (Mich erinnert das an Klaus Staeck und sein Wahlplakat von 1972 ein, s. rechts).

Wirklich? Und was ist mit der Bekämpfung der Klimawandelfolgen? Ist das etwa keine Bedrohung für die junge Generation? Das dürft ihr dann machen, denkt man sich wohl in der FDP. Und der soziale Zusammenhalt und die Gefährdung der Demokratie, auch das sind enorm drängende Zukunftsfragen. Das regelt man offenbar am besten mit einer Kürzung der Sozialausgaben.

Wieder kann man sich fragen: Was ist das bloß für eine Partei?!

Klaus Staeck: Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen
Wahlplakat zur Bundestagswahl 1972 (© Klaus Staeck)
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Sonntag,
28. April 2024
Mein derzeitiger Aufenthalt in Italien ist zwar der Krankenpflege geschuldet, trotzdem erfreue ich mich an der Schönheit des Landes und des Gartens.

 
     
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Mittwoch,
10. April 2024

  Erste Sätze (37)


Edgar Hilsenrath, Der Nazi & der Friseur (2004)

Ich bin Max Schulz, unehelicher, wenn auch rein arischer Sohn der Minna Schulz ... zur Zeit meiner Geburt Dienstmädchen im Hause des jüdischen Pelzhändlers Abramowitz. An meiner rein arischen Herkunft ist nicht zu zweifeln, da der Stammbaum meiner Mutter, also der Minna Schulz, zwar nicht bis zur Schlacht im Teutoburger Walde, aber immerhin bis zu Friedrich dem Großen verfolgt werden kann. Wer mein Vater war, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, aber er war bestimmt einer von den fünfen: der Fleischer Hubert Nagler, der Schlossermeister Franz Heinrich Wieland, der Maurergehilfe Hans Huber, der Kutscher Wilhelm Hopfenstange oder der Hausdiener Adalbert Hennemann.
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Mittwoch,
03. April 2024
Wir erfahren, dass der ehemalige Katastrophenverkehrsminister Andreas Scheuer das Feld der Politik verlässt. Eine inkompetente Figur weniger, das ist eine erfreuliche Nachricht. Aufhorchen lassen seine Pläne für die Zukunft: Wie Zeit online meldet, beabsichtigt Scheuer u.a. ein Beratungsunternehmen zu gründen.

Nun frage ich mich allerdings, wer wird so bescheuert sein (bitte um Vergebung für den Kalauer, er ist praktisch unvermeidlich), sich von einem Ex-Minister beraten zu lassen, der der Regierung eine Viertelmilliarde Euro an Schadenersatzverpflichtungen eingebracht hat, weil er die Überprüfung der Rechtssicherheit seines Pkw-Maut-Projekts nicht abwarten konnte (siehe meinen Eintrag vom 26. Juni 2019)?

Großartige Kommentare gibt es auf der Seite von Zeit online zu lesen!
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Ostermontag, 1. April 2024
Die alten Tagebücher (73)

27. Dezember 1981

Der Winter 1981/82 war kalt und schneereich. Weihnachten liegt hinter uns.

Weihnachten ist überstanden. Gleich nahtloser Übergang zum Autostreß: 7. Januar ist TÜV-Termin (bzw. Dekra) und die Rostmühle schaut noch übel aus. Gestern auf Ketten hintergefahren, um vor dem Haus reparieren zu können (bei Temperaturen um -10°C!
(...)
Meine Geschichte über die Wanderung in den Monts de L'Espinouse beendet, braucht bloß noch abgetippt zu werden.

Habe seit dem 19. keine Zigarette mehr geraucht. Diesmal ist es ganz anders als vor 5 Jahren. Damals war es vom ersten Tag an klar, dass ich mich als Nichtraucher betrachte und erlebe, ohne Lust auf Ersatz wie Naschen und ohne Gelüste. Jetzt habe ich die Gelüste, ich bin ständig versucht mir eine Zigarette zu drehen.
Die ersten Tage hat mir eine kräftige Bronchitis die Entscheidung erleichtert, aber die hat schon sehr nachgelassen ...
(Kleiner Nachtrag: ich habe durchgehalten, seit jenem Dezember vor 42 Jahren keine Zigarette mehr angefasst. Geht doch!)
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Dienstag,
26. März 2024
Heute feiert mein Lieblingsdichter, Robert Frost, seinen hundertfünfzigsten Geburtstag.

Ingeborg und ich eröffnen aus diesem Anlass das Robert-Frost-Forum, um allen Freunden des Dichters einen Treffpunkt zu bieten, wo sie sich in deutscher Sprache über ihn und sein Werk informieren und eigene Beiträge einbringen können.

Wir freuen uns auf rege Beteiligung!


Meine früheren Einträge zu RF:

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Sonntag,
25. Februar 2024
16 Minuten

Das Älterwerden (und erst recht das Altwerden) geht mit Verlusten und Einschränkungen einher. Eine typische solche Einschränkung ist etwa das spür- und messbare Nachlassen der körperlichen Leistungsfähigkeit, man ist halt nicht mehr zwanzig, sagt man sich (und passt später den Satz den zunehmenden Jahren an: man ist halt nicht mehr sechzig, siebzig usw. ...)

Seit vielen Jahren mache ich mehr oder weniger regelmäßig (zugegeben, in letzter Zeit weniger regelmäßig) einen Spaziergang unsere Straße (die eine einigermaßen ruhige Sackgasse ist) hinauf bis zu einem Bänkle. Dort setze ich mich, wie es Rentnern gebührt, eine Viertelstunde hin, bevor ich mich wieder auf den Rückweg mache. Irgendwann habe ich angefangen, auf die Uhr zu schauen, wie lange ich für diesen Gang brauche: es waren meist zwischen 13 und 14 Minuten. Die kürzeste Zeit waren einmal zwölfeinhalb Minuten – wenn man mit dem Zeitmessen einmal angefangen hat, kommt man von so einem Laster nicht mehr leicht los.

Und heute: ohne dass mir mein Tempo viel langsamer vorgekommen wäre, waren bei Erreichen des Bänkles 16 Minuten vergangen. Auch auf diese Weise lässt sich das Altern in Zahlen fassen.

Das Bänkle
 
Bänkle im Winter Aussicht vom Bänkle im Winter Aussicht vom Bänkle im Sommer Aussicht vom Bänkle heute
Bänkle im Winter Aussicht vom Bänkle im Winter Aussicht vom Bänkle im Sommer Aussicht vom Bänkle heute
       
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Samstag,
17. Februar 2024
Anlässlich der Ermordung des russischen Regimegegners Alexej Nawalnyi möchte ich hier einen Artikel vorstellen, den er am 30. September 2022 unter dem Titel "Wie Putin besiegt werden kann" aus dem Gefängnis heraus in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlicht hat. Er analysiert darin die aktuellen politischen Verhältnisse in seinem Land und zeigt auf, unter welchen Voraussetzungen Russland einen Ausweg aus der verheerenden Situation finden könnte.

Alexej Nawalnyj über Ukraine-Krieg - Wie Putin besiegt werden kann
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Freitag,
9. Februar 2024
Eigentlich hätte heute im Rat der Europäischen Union in Brüssel über das Lieferkettengesetz abgestimmt werden sollen. Dabei handelt er sich um eine EU-Richtlinie, deren Bestimmungen der DLF folgendermaßen erläutert:

Europäische Unternehmen wären unter dem Gesetz künftig verpflichtet, negative Auswirkungen ihrer Tätigkeit auf Menschenrechte und Umwelt zu ermitteln. Mögliche Folgen müssten sie laut Gesetzestext verhindern, mildern, beenden oder beheben. Außerdem müssten sie die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards auch bei ihren Partnerunternehmen in der Wertschöpfungskette überwachen. Dazu zählen Lieferanten, Vertriebspartner, Transportunternehmen, Lagerdienstleister oder auch die Abfallwirtschaft. Nicht zuletzt geht es um das Verbot von Kinderarbeit. Bei Verstößen könnten Unternehmen Strafen in Höhe von bis zu fünf Prozent ihres weltweiten Umsatzes drohen.

Das heißt, die Unternehmen müssten Verantwortung für das übernehmen, was sie einkaufen bzw. was in ihrem Auftrag produziert wird. Eine Selbstverständlichkeit? Leider nicht, sonst bräuchte man ja kein Gesetz bzw. keine Richtlinie.

Nun wurde die Abstimmung verschoben, Grund ist das Verhalten der deutschen FDP. Sie hat im Vorfeld bekanntgegeben, dass sie das – bereits ausverhandelte! – Gesetz leider nicht mittragen könne. Und sie hat die übrigen Mitgliedsländer aufgefordert, es ihr gleichzutun und die Richtlinie ebenfalls abzulehnen. Begründung: Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) befand laut zeit.de das Gesetz in der jetzigen Form für "unzumutbar" für kleine und mittlere Unternehmen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte, es drohe zu viel Bürokratie. Der zuständige Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) bot Buschmann einen Kompromiss an, die FDP lehnte das jedoch ab.

Verantwortung für die eigenen Taten zu übernehmen, scheint ein schweres Geschäft zu sein – besonders, wenn es ums "Geschäft" geht. Was ist diese FDP nur für eine erbärmliche Partei!

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Mittwoch,
31. Januar 2024
Wie oft, wenn ich vor lauter Ereignissen nicht mehr weiß, was ich hier eigentlich berichten soll, greife ich auf meine alten Tagebücher zurück.

Die alten Tagebücher (72)

17. November 1981

Das Leben im Holzhäuschen lässt Zeit zum Lesen – und für Literaturkritik.

Vor ein paar Tagen Nabokovs Lolita beendet. Es war das zweite Buch von ihm, das ich gelesen habe (nach: Sieh doch die Harlekins). Was ihn in meinen Augen zum wirklich großen Schriftsteller macht, ist (neben Inhalt und Stil natürlich) sein Fähigkeit, einen Roman "aufzubauen". Das wächst wie ein lebendiger Organismus, hat dabei ein scharfsinnig zusammengestelltes Gerüst, das unter und hinter einer im Vordergrund bloß chronologisch ablaufenden Handlung steht. Dieselbe Fähigkeit habe ich z.B. bei H. Hesse bewundert. Von ihm habe ich einen Band mit kurzen Prosatexten angefangen ("Die Kunst des Müßiggangs").

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Mittwoch,
03. Januar 2024
Wie immer zum Jahreswechsel wünsche ich auch in diesen vielfach schlimmen Zeiten der Handvoll Leser und Leserinnen, die meinen Blog ab und zu verfolgen, ein gutes Neues Jahr, verbunden mit einem Dank fürs treue Lesen.

Möge 2024 um einiges besser werden als 2023! Vielleicht kann sogar jede/r von uns etwas dazu beitragen.

       
 
Nebelblick zum Jahreswechsel
  Was das Neue Jahr bringt wissen wir nicht. Die Zukunft liegt im Nebel    
 
(Zu diesem Bild: Blick aus Ingeborgs Garten nach Süden. Seit vielen Jahren sind hier in Piemont die Winternebel ausgeblieben, aufgrund der großen Dürren in den Sommermonaten konnte sich im Boden keine Feuchtigkeit mehr bilden. In diesem Jahr hat es ausnahmsweise wieder einmal Nebel, wie es in früheren Zeiten die Regel war.)
   
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