WERNERS BLOG

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  Zeichnung: Wilhelm Busch


Sonntag,
29. Januar 2023
Der erste Monat des Neuen Jahres ist beinahe schon wieder vorbei, und erst jetzt komme ich dazu, einen Beitrag im Jahr 2023 zu verfassen. Die Säumigkeit ist vor allem dem Reisen geschuldet. Und aus den Reiseerlebnissen will ich nur ein Ereignis herausgreifen: einen Besuch in der Hamburger Elbphilharmonie – umstrittenes, sündteures Bauwerk.

Ich will aber den vielen kritischen Kommentaren, die das Bauwerk seit dem Planungsbeginn 2007 begleiteten, keinen neuen hinzufügen. Wir hatten am 23. Januar einen phantastischen Konzertabend erlebt: Wagner, Mozart, Brahms, alles vom Feinsten. Von unserem Platz hinten über dem Orchester, der Niederländischen Philharmonie, (aber wo ist in einem runden Saal "hinten"?) konnten wir den Dirigenten Lorenzo Viotti (ein formidables Showtalent!) und die Mozart-Pianistin Maria João Pires bei ihrer Arbeit beobachten. Es war berührend zu sehen, wie sich der junge Dirigent (Jahrgang 1990) und die zwei Generationen ältere Pires verstanden und mochten.

Einzelheiten kann man der Kritik im Hamburger Abendblatt entnehmen.

 
Elbphilharmonie – Orchesterraum Elbphilharmonie – Zuschauerraum Elbphilharmonie – Blick durch die Panoramafenster auf den Hafen Elbphilharmonie – Blick durch die Panoramafenster auf die Stadt
Elbphilharmonie – Orchesterraum Elbphilharmonie – Zuschauerraum Elbphilharmonie – Blick durch die Panoramafenster auf den Hafen Elbphilharmonie – Blick durch die Panoramafenster auf die Stadt
   
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Samstag,
31. Dezember 2022
Ich erhebe mich aus dem Krankenbett, um am letzten Tag dieses schrecklichen Jahres noch ein paar Gedanken aufzuschreiben. Üblicherweise werden zum Jahreswechsel gute Vorsätze gefasst, ein Blick in die Zukunft riskiert und gute Wünsche ausgetauscht. Die guten Vorsätze darf jeder für sich selbst formulieren (am besten nicht zu hoch gegriffen), der Blick in die Zukunft ist in diesem Jahr mehr als sonst getrübt und durch den Krieg verdüstert – ein Ende ist derzeit nicht absehbar. Und die guten Wünsche? Viele machen es sich in diesen Tagen einfach und wünschen sich und anderen und vor allem dem ukrainischen Volk Frieden.

Doch wo soll dieser herkommen? Keine der beiden Kriegsparteien lässt von ihren Kriegszielen ab. Im Fall der Ukraine natürlich zu Recht: Ein überfallenes Land kann nicht einfach einen Teil seines Territoriums dem Aggressor überlassen. Das wäre außerdem in diesem Fall nur eine Einladung zu weiteren Eroberungen ehemaliger Sowjetrepubliken, um den Traum von der Wiederherstellung des großrussischen Reichs zu verwirklichen.

So bitter es ist: der Friede fällt nicht vom Himmel, er muss erkämpft werden. Erst wenn Putin von seinen imperialistischen Vorstellungen ablässt, können Verhandlungen beginnen. Furchtbar, aber wahr: Bis dahin wird es noch viele Tote geben.

Es gibt einen Menschen, der den Krieg auf der Stelle beenden kann: der Zar im Kreml.

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  Zum Schluss doch noch ein Wunsch zum Neuen Jahr: Am Bücherregal hier hängt seit sehr langer Zeit ein Zettel mit einen persischen Sprichwort. Und diese Weisheit beherzigen zu können, wünsche ich allen, die diesen Blog lesen.


Auf ein besseres 2023!
   
 
   
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Sonntag,
11. Dezember 2022
Die alten Tagebücher (69)

15. Oktober 1981

Erinnerung an die Teilnahme an Diskussionen in pubertärer Zeit

(...) Da war ich 13, 14 oder 15, als ich in den ersten Diskussionsrunden gesessen habe und nur gestaunt habe, zu was für Sachen die anderen ihren Mund aufgemacht haben. Das war für mich entweder so weit entfernt oder so selbstverständlich, dass mir der eigene Beitrag einfach wegblieb. Zu Entferntem, Gegensätzlichem konnte ich nichts sagen, zu dem auf meiner Linie Liegenden wollte ich nichts sagen. Die Fronten waren immer klar, und außerdem waren andere immer schneller. Und ihre Beiträge erschienen mir dann – je nach Position – genial oder überflüssig.

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Donnerstag,
1. Dezember 2022
Schon wieder () geht es um die Demokratie. Dieses Mal ist ihr Ansehen gefährdet.

Berlin gilt weithin als Spitzenreiter im Feld der Pleiten, Pech und Pannen. So weit, so bekannt. Ganz schief gelaufen ist in der Hauptstadt die letzte Bundestagswahl, und daher muss in einem Teil der Berliner Wahlbezirke die Wahl wiederholt werden. Gut so, möchte man sagen.

Nein, nicht gut, sagt jetzt die AfD (siehe die heutigen Nachrichten im DLF). Sie möchte, dass die Wahl in allen Berliner Wahlbezirken wiederholt wird, und hat aus diesem Grund eine Wahlprüfungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingelegt. Ihr gutes Recht, könnte man sagen, für solche Fälle ist das Verfassungsgericht schließlich da. Die Begründung aber, mit der die AfD ihre Beschwerde eingereicht hat, ließ bei mir die Alarmglocken läuten: Wenn nicht die komplette Wahl wiederholt würde, – und jetzt bitte festhalten – sei das Ansehen der Demokratie gefährdet.

Also, mir ist da die Spucke weggeblieben. Wenn die Gegner der Demokratie (und dass die AfD zu ihnen gehört, dafür gibt es Belege zu Hauf) jetzt behaupten, sie machten sich Sorgen um das Ansehen der Demokratie, dann ist das der Gipfel der Scheinheiligkeit. Denn dass das Ansehen der Demokratie in Deutschland schon seit längerem in Gefahr ist, verdankt sich nicht zuletzt solchen Gruppierungen wie der AfD.
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Freitag,
25. November 2022
Nun drehen sie durch, die Politiker. Je weiter rechts desto irrer.

z.B. Volker Wissing (FDP), Bundesverkehrsminister: Die Aktionen werden "immer skrupelloser"

z.B. Michael Stübgen, Brandenburgischer Innenminister: "Ich bleibe dabei: Wer für seine Weltanschauung absichtlich andere in Gefahr bringt, ist kein Aktivist, sondern ein Krimineller"

z.B. Alexander Dobrindt, CSU-Landesgruppenchef: "Das ist absolut inakzeptabel und bedarf einer harten Antwort des Rechtsstaates."

z.B. Bijan Djir-Sarai, FDP-Generalsekretär: "Protestaktionen dieser Art sind vollkommen illegitim und können nicht länger einfach so hingenommen werden."

z.B. Nancy Faeser, deutsche Innenministerin: "Den Flughafen BER zu blockieren, ist eine erneute Eskalation & absolut inakzeptabel. Ich danke der Bundespolizei für ihr schnelles & entschiedenes Einschreiten gegen diese Straftäter. Diese Aktionen zerstören wichtige gesellschaftliche Akzeptanz für den Kampf gegen den Klimawandel.

(Das schreibt sie auf Twitter und provoziert damit dort gleich die entsprechenden Antworten von ganz, ganz rechts ... )

z.B. Tino Chrupalla, Partei- und Fraktionschef der AfD. "Die Sicherung kritischer Infrastruktur muss dabei oberste Priorität haben." Er forderte gar den Verfassungsschutz auf, bei den Aktivisten der Gruppe "Letzte Generation" aktiv zu werden. Chrupalla, meine ich, sollte lieber still sein: seine Partei wird in Teilen schon vom Verfassungsschutz beobachtet.

Man könnte meinen, die Demokratie im Land sei in Gefahr oder gar der gesamte Rechtsstaat stünde auf dem Spiel. Weil ein paar junge Leute sich auf Autobahnen oder Flugpisten festkleben um auf die drohende Klimakatrophe aufmerksam zu machen, wird der Untergang des Abendlands an die Wand gemalt. Dabei sollten sich die Damen und Herren Politiker fragen, was sie denn eigentlich tun, um die Erderwärmung aufzuhalten. Der gerade erst zu Ende gegangene Klimagipfel in Sharm el-Sheikh hat nur die warme Luft auf dem Planeten vermehrt.

Die von ganz rechts braucht man allerdings erst gar nicht zu fragen, die haben die Antwort schon gegeben: "Das Klima wandelt sich, solange die Erde existiert. … Seit die Erde eine Atmosphäre hat, gibt es Kalt- und Warmzeiten", heißt es im Grundsatzprogramm der AfD.
Soll heißen: Da kann man halt nichts machen.

Ich frage mich, was denn so schlimm ist, wenn der Flieger mal eine Stunde oder zwei verspätet ist, oder man etwas länger im Stau steht als sonst. Das scheint für viele katastrophaler zu sein als der Klimawandel. Armes irres Land.
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Mittwoch,
23. November 2022
Finde heute in der Literaturzeitschrift Sinn und Form ein Gedicht des polnischen Dichters Jarosław Mikołajewski zum Thema Ukraine, das ich hier vorstelle:


Gebet 27. Februar 2022


herr
verwandle mich in einen flinken engel

nicht damit ich deinen
göttlichen leib preise
oder die beredsamkeit
deiner brennenden dornbüsche

sondern damit ich aufsteige
mit einem einkaufsnetz voll granaten
und einem zweiten
voll medikamenten
wasser und kartoffeln

und sie sanft ablege in kiew
charkiw
an einem sichtbaren ort für die
die danach lechzen
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Montag,
14. November 2022
Eine Begebenheit von der Venedigreise möcht ich unbedingt noch nachtragen.

Auf dem Friedhof San Michele wollte ich Joseph Brodsky gerne eine Blume aufs Grab legen, wenn möglich eine Rose. Aber woher nehmen? Wir hatten bereits am Tag zuvor den Friedhof besucht, da gab es Container voller abgeräumten Blumenschmucks, darunter noch Blumen, die noch kaum verwelkt waren. Jetzt, beim zweiten Besuch, waren alle Container geleert, wild wachsende Blumen nirgends zu sehen.

Von einem Grab eine Blüte klauen? Moralische Bedenken niederringend, entschloss ich mich zu diesem Vorgehen und suchte auf dem Friedhof nach blühender Beute. Doch die meisten Gräber auf San Michele sind vernachlässigt, nirgends waren frische Blumen zu sehen. Da, ein etwas gepflegteres Grab: ein kleiner Topf mit einer Pflanze, die mehrere rote Blütenstängel trug. Schnell einen davon gepflückt, dann einen Blick auf den Grabstein, um zu wissen, bei wem ich mich zu entschuldigen hätte:

Was lese ich: Joseph Brodsky!

Schon zu Lebzeiten soll er ein ausgeprochen humorvoller Mensch gewesen sein.

 
Die Friedhofsinsel San Michele in der Lagune von Venedig Das Grab von Joseph Brodsky Auf dem Friedhof San Michele
   
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Mittwoch,
2. November 2022
Zitate aus dem "Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares" von Fernando Pessoa

(Texte 42 und 49)



So wie wir unseren Körper waschen, sollten wir auch unser Schicksal waschen, das Leben wechseln wie Wäsche - nicht, um uns am Leben zu erhalten, wie durch Nahrung oder Schlaf, sondern aus jener wertfreien Selbstachtung, die genau wir Hygiene nennen.
Bei vielen Menschen ist dieser Mangel an Hygiene nicht etwa als bewusst gewollt zu verstehen, sondern vielmehr als ein Achselzucken ihres Intellekts. Und bei vielen ist ein immer gleiches stumpfsinniges Leben nicht auf eine freie Entscheidung zurückzuführen oder auf ein natürliches Sich-Schicken in eine ungewollte Existenz, sondern auf eine getrübte Wahrnehmung ihrer selbst, auf einen ironischen Automatismus ihres Intellekts.
(aus Text Nr. 42)
[Mich] belastet der Gedanke, mit jemand anderem in Kontakt treten zu müssen. Eine schlichte Einladung zu einem Abendessen mit einem Freund versetzt mich in eine schwer zu beschreibende Angst. Der Gedanke an eine gesellschaftliche Verpflichtung, welcher Art auch immer, sei es die Teilnahme an einer Beerdigung, einem geschäftlichen Gespräch oder ein Gang zum Bahnhof, um dort jemanden, den ich kenne oder nicht kenne, in Empfang zu nehmen - allein der Gedanke daran bringt mich einen Tag lang, bisweilen bereits am Abend zuvor, aus dem Konzept; ich schlafe schlecht, und wenn es wirklich soweit ist, verläuft alles völlig problemlos, und die Aufregung erweist sich als absolut unnötig; aber jedes Mal ist es wieder dasselbe, ich werde nie lernen, etwas daraus zu lernen.
(aus Text Nr. 49)
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Sonntag,
30. Oktober 2022
Die Arbeitgeberseite wird nicht müde, ihre miesen Arbeitsbedingungen herauszustellen. Nach Handwerkspräsident Wollseifer ( Eintrag vom 13. September) findet jetzt auch der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Rainer Dulger, dass Arbeitslose zu viel Geld erhalten ( Bericht im Dlf von heute). Es könne nicht sein, meint er, dass Menschen, die arbeiteten, nur wenig mehr Geld zur Verfügung hätten als Menschen, die morgens nicht zur Arbeit gingen. Das Vorhaben drohe die Gesellschaft zu spalten.

Zwar sagt er in diesem Beitrag auch etwas Richtiges, nämlich, dass die Lebensarbeitszeit verlängert werden sollte. Das sehe ich auch so (mit Modifikationen für bestimmte Berufe), aber zur Erinnerung: das geplante Bürgergeld, das Hartz IV ablösen soll, soll ab Januar ca. 500,- € betragen. Wenig mehr, das wären also etwa 600,- € oder so (plus Miete, zugegeben). Da würde ich mich allerdings auch fragen, ob ich für 100,- € im Monat morgens aufstehen sollte.

Hallo, Herr Dulger! Der Mindestlohn, der jetzt 12,-/Stunde beträgt, ergibt bei mindestens 160 Stunden im Monat ein Gehalt von 1920,- €. Auch ein Arbeitgeberpräsident sollte rechnen können. Dass auch diese 1920,- (brutto!) viel zu wenig sind, ist ein anderes Thema. Eine Rente, von der man leben kann, ergibt das nie und nimmer. Aber das muss die Arbeitgeber nicht kümmern, die fällige Grundsicherung zahlt ja der Staat.

Wer spaltet hier?

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Freitag,
28. Oktober 2022
Wieder gibt es Bilder von einer Reise nachzutragen. Dieses Mal von einer Woche in Venedig, vom 7. bis zum 14. Oktober. Diese Stadt ist ein unwirklicher Traum, unbedingt sehenswert, trotz der Touristenmassen (zu denen man selber natürlich auch immer etwas beiträgt).

 
Ca' d'Oro am Canal Grande Rialtobrücke Campo San Silvestro im Stadtteil San Polo Kanal im Stadtteil San Marco
Ca' d'Oro am Canal Grande Rialtobrücke Campo San Silvestro im Stadtteil San Polo Kanal im Stadtteil San Marco
   
 
Rio dei Fuseri im Stadtteil San Marco Piazza San Marco Markusplatz mit Touristen Blick von der Riva degli Schiavoni zur Isola di San Giorgo Maggiore
Rio dei Fuseri im Stadtteil San Marco Piazza San Marco Markusplatz mit Touristen Blick von der Riva degli Schiavoni zur Isola di San Giorgo Maggiore
   
 
Rio dell'Arsenale zwischen den Stadtteilen San Marco und Castello Beginn der Via Garibaldi im Stadtteil Castello Auf der Via Garibaldi Blick von Castello auf die Isola di San Pietro
Rio dell'Arsenale zwischen den Stadtteilen San Marco und Castello Beginn der Via Garibaldi im Stadtteil Castello Auf der Via Garibaldi Blick von Castello auf die Isola di San Pietro
   
 
Auf der Isola di San Pietro Tizian: Madonna in der Kirche Santa Maria Gloriosa dei Frari, Stadtteil San Polo Canal Grande von der Ponte degli Scalzi (Nähe Bahnhof Sta. Lucia) Gasse im Stadtteil San Polo
Auf der Isola di San Pietro Tizian: Madonna in der Kirche Santa Maria Gloriosa dei Frari, Stadtteil San Polo Canal Grande von der Ponte degli Scalzi (Nähe Bahnhof Sta. Lucia) Gasse im Stadtteil San Polo
   
 
Dogenpalast, Decke des Großen Saals, an der Rückwand Tintorettos Monumentalgemälde "Das Paradies" von 1592 Blick von der Seufzerbrücke auf San Giorgio Maggiore Markusplatz mit Markusdom Canal Grande mit Ponte degli Scalzi und Chiesa di San Geremia (Hintergrund)
Dogenpalast, Decke des Großen Saals, an der Rückwand Tintorettos Monumentalgemälde "Das Paradies" von 1592 Blick von der Seufzerbrücke auf San Giorgio Maggiore Markusplatz mit Markusdom Canal Grande mit Ponte degli Scalzi und Chiesa di San Geremia (Hintergrund)
   
 
Canal Grande mit Naturgeschichtlichem Museum Abend am Canal Grande (Stadtteil San Polo) Zeugnisse der Vergangenheit an einem Haus in San Polo Klavierkonzert in den Sale Apollinee (im Teatro La Fenice)
Canal Grande mit Naturgeschichtlichem Museum Abend am Canal Grande (Stadtteil San Polo) Zeugnisse der Vergangenheit an einem Haus in San Polo Klavierkonzert in den Sale Apollinee (im Teatro La Fenice)
   
 
In der Nähe von La Fenice Auf der Insel Murano Auf Murano Beim "Spritz" auf Murano
In der Nähe von La Fenice Auf der Insel Murano Auf Murano Beim "Spritz" auf Murano
   
 
Blick von Murano zur Friedhofsinsel San Michele Im Stadtteil San Marco Restaurant "Al Paradiso" in San Polo Fischmarkt in San Polo, nahe der Rialtobrücke
Blick von Murano zur Friedhofsinsel San Michele Im Stadtteil San Marco Restaurant "Al Paradiso" in San Polo Fischmarkt in San Polo, nahe der Rialtobrücke
   
 
Blick von den Fondamente Nuove zur Friedhofsinsel San Michele Grab von Joseph Brodsky auf San Michele Grab von Ezra Pound auf San Michele Kreuzgang auf San Michele
Blick von den Fondamente Nuove zur Friedhofsinsel San Michele Grab von Joseph Brodsky auf San Michele Grab von Ezra Pound auf San Michele Kreuzgang auf San Michele
   
       
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Samstag,
24. September 2022
Wenn man zwei Ereignisse, die ursprünglich nichts oder wenig miteinander zu tun haben, zusammen betrachtet, können sich unter Umständen überraschende und sehr erhellende Erkenntnisse einstellen. So ging es mir mit zwei Nachrichten dieser Woche:

Es gab mehrere Meldungen zum Thema Clan-Kriminalität, zum Beispiel hier in der SZ oder hier. Das BKA warnte vor zunehmender Gewaltbereitschaft der Banden.

Die andere Nachricht kam aus den Vereinigten Staaten: Der DLF meldete, dass in New York der frühere US-Präsident Donald Trump wegen des Vorwurfs des Betrugs angeklagt worden ist. So weit, so erwartbar. Das Interessante an der Nachricht, und das sie in den Zusammenhang mit der ersten Nachricht bringt, ist, dass außer Clanchef Donald auch seine drei erwachsenen Kinder angeklagt sind: Donald Junior, Eric und Ivanka.

Wir müssen unsere Vorstellungen von Clan-Kriminalität erweitern.
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Donnerstag,
15. September 2022
Gerade stoße ich im Zug meiner Biographie über Robert Frost wieder einmal auf ein Wort von ihm, das ich gerne verbreite – auch, weil es mich selbst angeht. Es handelt sich um die beiden letzten Zeilen eines Gedichts mit dem Titel Old Age ("Das Alter"), geschrieben 1903, da war RF 29 Jahre alt. Das Gedicht hat er nie veröffentlicht.

Old age may not be kittenish
But it is not necessarily serious.

Das Alter ist vielleicht nicht neckisch
aber ernst ist es auch nicht unbedingt.


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Dienstag,
13. September 2022
Einerseits gibt es etwas nachzutragen, andererseits Ärger loszuwerden.

Zum ersten – wunderschöne Tage in Piemont (24.8. – 7.9.):



 
   
       

 
Zum zweiten – eine Aussage des Präsidenten des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Hans Peter Wollseifer, laut einer Dlf-Sendung von gestern:

Ihm gefällt das geplante Bürgergeld der Bundesregierung nicht (es soll bekanntlich Hartz-IV ablösen, der monatliche Unterstützungsbetrag soll ab Januar 2023 von 449 auf 500 € ansteigen, d.h. kaum über dem Inflationsausgleich) Für Wollseifer ist das Teufelszeug, er sagt, es werde dazu führen, dass sich für mehr Menschen als bisher das Nicht-Arbeiten mehr lohne als das Arbeiten. Viele würden sich fragen, warum sie arbeiten sollten, wenn man als Bezieher des Bürgergeldes fast das gleiche wie fürs Arbeiten erhalte.

Ich frage auch etwas, nämlich den Herrn Wollseifer, ob die Arbeitsplätze im Handwerk tatsächlich so mies ausgestaltet sind, dass man dieses traurige sogenannte Existenzminimum vorziehen würde. Arme Handwerker! Kein Wunder, dass sie keine Lehrlinge mehr bekommen.
   
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Dienstag,
23. August 2022
Die alten Tagebücher (68)

14. Oktober 1981

Dem Tagebuch hatte ich einen Zeitungsausschnitt der SZ beigelegt, vom 14.10.1981. Wir waren noch Neulinge, was die Anlage eines Gartens betraf, und so haben uns Berichte über das Hausgärtnern sehr erfreut. Im Tagebuch steht dazu:

Heute spontan an die Schreibmaschine gesetzt, um eine Glosse als Antwort auf die Glosse "Die Geister, die man im Garten rief", von H. Jendral in der heutigen SZ, Münchner Teil, zu schreiben. Endlich einmal ein kleiner Schritt in Richtung schreiben. Bin soweit ganz zufrieden mit dem Ergebnis, weiß allerdings nicht, ob ich den Bogen nicht evtl. zu weit gespannt habe von der Kompostzubereitung aus Pflanzenabfällen über den Anbau von Gemüse im eigenen Garten (mit Angriff auf die von der Industrie angebotenen "Hilfsmittel") bis zur Marktwirtschft. Der Ton meiner Glosse gefällt mir jedenfalls recht gut.

  SZ-Glosse vom 14. Oktober 1981
 
 
Leider ist der Text meiner Zuschrift nicht erhalten ...
   
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Donnerstag,
11. August 2022
Die Tage werden kürzer, was mich freut, leide ich doch unter der Sommerhitze. Dabei sind wir hier im Schwarzwald immer noch gut dran, jeden Abend kühlt die Luft ab, und der Belchenwind weht durchs Tal. Aber ich war immer schon ein Herbstmensch.

Doch hat dieser Sommer auch seine Vorteile. Im Garten ist alles sehr gut gewachsen, nur das Gießwasser (aus hauseigener Quelle) konnte den fehlenden Regen kaum ersetzen. Dafür sind auf der Terrasse die Trauben reif, so früh wie noch nie (meiner Erinnerung nach):

 
   
 


Habe vor Kurzem ein neues Schreibprojekt begonnen: eine Biographie über Robert Frost (siehe auch die anderen Einträge: 8.8.19, 13.11.21, 18.5.22)
   
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Samstag,
30. Juli 2022
Ich bin ein begeisterter Radiohörer, hin und wieder auch Zeitungsleser, und in diesem Zusammenhang juckt es mich gelegentlich, das Gendern in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und großen Printmedien zu kommentieren. Vor zwei Jahren habe ich bereits die Mitgliederinnen angeprangert (die im Übrigen ständige Wiedergänger (Wiedergängerinnen?) sind)

Heute wieder ein kleine Blütenlese, ich bin zuversichtlich, es werden weitere folgen.

  • 7.3.2021: In einer SPD-Mail ist die Rede von Gäst*innen (laut Prantls Blick, SZ-Kolumne vom 7.3.21)
  • 8.3.2021: Die Presseschau des DLF erwähnt weibliche Wissenschaftlerinnen
  • 3.12.2021: in den Informationen am Mittag des DLF spricht der Wien-Korrespondent von Ministerposten und Ministerinnenposten



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    Samstag,
    16. Juli 2022
    Ein großartiges Erlebnis ist zu vermelden: Der Besuch der Aufführung des zweiten Teils von Goethes "Faust". Aufgeführt von der Goetheanum-Bühne in Dornach (Schweiz).

    Beide Teile des "Faust" werden in diesem Jahr noch einmal aufgeführt: am 23. und 24 Juli. Näheres hier.



    Neun Stunden Schauspiel & Eurythmie im Goetheanum
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    Neun Stunden Schauspiel & Eurythmie im Goetheanum
           

    Dienstag,
    21. Juni 2022
    Noch einmal Kopfschütteln über absurde russische Reaktionen, sobald Länder des Westens es wagen, auf den Angriffskrieg zu antworten:

    Wie der Dlf heute meldete*, hat Litauen den Bahntransit von Waren, die auf westlichen Sanktionslisten stehen, über sein Territorium nach Kaliningrad verboten. Dies betreffe 40 bis 50 Prozent aller Transitgüter, wie Baumaterialien und Metalle.

    Wie reagiert nun Russland? "Diese Entscheidung ist wirklich beispiellos und stellt eine Verletzung von allem dar", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow und das russische Außenministerium warf Litauen "offen feindselige" Beschränkungen des Frachtverkehrs nach Kaliningrad vor.

    Jetzt könnte man zurückfragen: sind Transitbeschränkungen "beispielloser" oder "feindseliger" als ein Angriffskrieg? Und was ist es, das eine "Verletzung von allem" darstellt – ein Transitverbot oder die Bombardierung von Städten und andere massenhafte Kriegsverbrechen?

    Aber wem soll man diese Frage stellen.

    ______________________
    * Die Meldung enthält weitere Informationen zur Bedeutung Kaliningrads für Russland bzw. den Westen.
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    Samstag,
    18. Juni 2022
    Die alten Tagebücher (67)

    12. Oktober 1981

    Im Radio die Nachricht gehört, dass man dabei ist, zu erproben, wie man aus Biomasse Kraftstoffe herstellen könnte. Wir kommen noch soweit, dass es auf der Welt nichts mehr zu fressen gibt, weil man alles Leben durch die Auspüffe gejagt hat. Die globale Vergasung unserer Welt. Gäbe es noch Gaskammern, würde man heute wohl aus KZ-Häftlingen statt Seife Superbenzin machen. In Brasilien haben sie ja schon angefangen, in großem Stil Zuckerrohr anzubauen, um daraus Alkohol als Motorenkraftstoff zu gewinnen. Was macht's denn, dass zwei Drittel der Weltbevölkerung unterernährt sind, Hauptsache, der freie Bürger hat freie Fahrt.

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    Donnerstag,
    2. Juni 2022
    Der erste Teil meines Essays über das Gedicht "Directive" von Robert Frost ist in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift eXperimenta erschienen (online garatis!).



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    Montag,
    23. Mai 2022

      Erste Sätze (36)


    Hermann Broch, Die Schlafwandler I: 1888 – Pasenow oder die Romantik (1930)

    Im Jahre 1888 war Herr v. Pasenow siebzig Jahre alt, und es gab Menschen, die ein merkwürdiges und unerklärliches Gefühl der Abneigung verspürten, wenn sie ihn über die Straßen Berlins daherkommen sahen, ja, die in ihrer Abneigung sogar behaupteten, dass dies ein böser alter Mann sein müsse.
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    Donnerstag,
    19. Mai 2022
    Die alten Tagebücher (66)

    5. Oktober 1981

    Ans Holzhäuschen wird ein "Sanitärtrakt" angebaut (Dusche, Toilette)

    Das Bauholz war äußerst billig. Für 50,- Mark haben wir alles in dem Sägewerk in Weiching gekriegt. Heute war ich zum Bezahlen da:
    Mir schuldn Eahna no a Geld — So, wiavui denn? — fuchzg Mark — Ja, des is recht!

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    Mittwoch,
    18. Mai 2022
    Neues von der Veröffentlichungsfront!

    Mit der Zeitschrift eXperimenta ("Magazin für Literatur, Kunst und Gesellschaft") ist es Ingeborg und mir gelungen, ein Forum für die Veröffentlichung von Aufsätzen über Gedichte von Robert Frost zu gewinnen – ein Dank an Rüdiger Heins von der EDITION MAYA!

    In der Ausgabe Mai 2022 ist Ingeborgs Aufsatz über "Range Finding" erschienen, meiner über "Directive" erscheint in drei Teilen in den Ausgaben Juni bis August. Die Zeitschrift ist online gratis erhältlich.

    Die deutsche Wikipedia-Seite zu Robert Frost wurde von Ingeborg (mit meiner bescheidenen Unterstützung) inzwischen entscheidend neu gestaltet.

    In diesem Zusammenhang auch noch ein Dank an die Turmsegler-Seite, auf der vor über drei Jahren vieles seines Anfang nahm.
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    Dienstag,
    17. Mai 2022
    Darf man in Kriegszeiten Humoristisches zur Schau stellen?

    Ich finde, man muss es sogar!



     
      Preis für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Mitgliederwerbung  
     
    Preis für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Mitgliederwerbung
     
       
           
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    Montag,
    9. Mai 2022
    Vieles an dem Krieg, den Russland vom Zaun gebrochen hat, ist nicht verstehbar. Darunter die Brutalität, mit der die russischen Soldaten in der Ukraine vorgehen. Zu diesem Thema bin ich heute auf einen Artikel einer Autorin gestoßen, die in Russland, genauer auf Sachalin, aufgewachsen ist: Irina Rastorgujewa. Ich möchte den Lesern meines Blogs die Lektüre empfehlen.

    Zum Artikel "Wieso sind russische Soldaten so brutal?"

    (veröffentlicht auf der Seite karenina.de, der Webpräsenz des "Petersburger Dialogs")
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    Samstag,
    23. April 2022
    Literarische Perlen (11)



    Virginia Woolf
    Es wäre jammerschade, wenn Frauen wie Männer schrieben oder wie Männer lebten oder wie Männer aussähen, denn wenn in Anbetracht der Weite und der Vielfalt der Welt schon zwei Geschlechter unzureichend sind, wie sollten wir da mit bloß einem auskommen? Sollte die Erziehung nicht eher die Unterschiede als die Gemeinsamkeiten herausbilden und festigen? Denn es gibt bereits zu viele Ähnlichkeiten, und kehrte ein Forschungsreisender zurück und brächte Kunde von anderen Geschlechtern, die durch die Äste anderer Bäume in andere Himmel schauen, so könnte der Menschheit kein größerer Dienst erwiesen werden, und wir bekämen obendrein das ungeheuere Vergnügen, zu sehen, wie Professor X. schleunigst seinen Zollstock hervorholt, um seine "Überlegenheit" zu beweisen.122
    122 Virginia Woolf: Ein Zimmer für sich allein [1929], Ditzingen, Reclam, 2018, S. 120.
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    Freitag,
    8. April 2022
    Als ich heute die Startseite der Wikipedia öffnete, ist mir der "Artikel des Tages" aufgefallen. Er behandelt den römischen Kaiser Caracalla (188 – 217 n.Chr.)

         
       Ich überlasse es meinen Lesern, an wen sie dabei denken möchten.   
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    Sonntag,
    3. April 2022
    Unter den ganzen bestürzenden Nachrichten vom Krieg in der Ukraine war gestern eine, bei der ich gedacht habe, ich höre schlecht:

    Der Dlf meldete, nach dem Angriff auf ein Öllager nahe der russischen Stadt Belgorod habe die nationale russische Ermittlungsbehörde ein Strafverfahren gegen das ukrainische Militär eingeleitet. Es werde wegen eines Terroranschlags ermittelt, teilte die Behörde mit. Sie warf der ukrainischen Armee vor, am Freitag mit zwei Helikoptern in den russischen Luftraum eingedrungen zu sein und mindestens vier Luftschläge gegen das Öllager ausgeführt zu haben.

    Das muss man sich vorstellen: Da überfällt ein großes, militärisch hochgerüstetes Land sein Nachbarland, zerstört Landschaft und Infrastuktur, schießt Städte in Schutt und Asche, tötet Menschen zu Tausenden, und wenn dieses Land es wagt sich zu wehren und ein einziges Mal (!) mit Hubschraubern die Grenze überfliegt um ein Öllager unbrauchbar zu machen, wird man auf Seiten des Agressors plötzlich weinerlich, wirft den Verteidigern Terrorismus vor und will sie vor Gericht zerren.

    Es bleibt einem die Spucke weg. Hätte das Ganze nicht einen so traurigen und dramatischen Hintergrund, man könnte in schallendes Gelächter ausbrechen ob einer solchen Dreistigkeit. Der Geisteszustand der russischen Führung ist jenseits jeder Verstehbarkeit.





    Wenn man schon in juristischen Begriffen über diesen Krieg redet, lohnt sich ein Blick in die Genfer Konventionen. Dort ist definiert, was Kriegsverbrechen sind. Unter bestimmten Umständen hat der Internationale Strafgerichtshof mit Sitz in Den Haag die Möglichkeit, Kriegsverbrechen strafrechtlich zu verfolgen.

    Auch die deutsche Gesetzgebung kennt im Übrigen ein Völkerstrafrecht: Es handelt sich um das Völkerstrafgesetzbuch (VStGB). Es regelt in Deutschland seit 2002 die Folgen von Straftaten gegen das Völkerrecht. Dessen § 13 trägt die Überschrift Verbrechen der Aggression.

    Von daher lassen zwei Nachrichten von gestern und heute etwas Hoffnung schöpfen, auch wenn es sich um sehr langfristige Projekte handeln dürfte:

    1. Die frühere Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs, Carla Del Ponte, hat die Ausstellung eines internationalen Haftbefehls gegen den russischen Präsidenten Putin gefordert ( Dlf von gestern).

    2. Der Internationale Strafgerichtshof hat Ermittlungen gegen Russland wegen des Verdachts auf Kriegsverbrechen aufgenommen ( Dlf von heute).

    (siehe auch meinen ersten Eintrag zum Internationalen Strafgerichtshof vom 16.11.2016)

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    Dienstag,
    29. März 2022
    Es ist eine wohlbegründete Praxis vieler Medien in diesem Land, Straftäter, die noch von keinem Gericht wegen ihrer (Un)taten verurteilt sind, "mutmaßliche" Täter zu nennen. Da gilt, solange das Verfahren noch schwebt, die Unschuldsvermutung. Würde man einen Verbrecher vor seiner Verurteilung einfach einen Verbrecher nennen, könnten für denjenigen, der das Urteil nicht abwarten kann, unangenehme rechtliche Folgen entstehen. Diesem Risiko will sich kein Rundfunk- oder Fernsehsender, keine Zeitung, schon gar nicht ein/e freie/r Journalist/in aussetzen.

    Aber:

    In den letzten Tagen habe ich in meinem Leib- und Magen-Radioprogramm öfter von Putin oder seinem Außenminister Lawrow als "mutmaßliche Kriegsverbrecher" reden hören, so als ob dieser Tatbestand noch nicht seit einem Monat bewiesen wäre und man, ließe man das "mutmaßlich" weg, von irgendeinem Gericht Verfolgung zu fürchten hätte. Hier hätte ich mir etwas mehr Verstandeskraft gewünscht (Mut wäre gar nicht nötig).

    Es gibt Menschen, die kein solch überflüssiges Blatt vor den Mund nehmen:

  • Joe Biden, amerikanischer Präsident und Jean Michel, EU-Ratspräsident
  • Amnesty International
  • Biden hatte überdies Putin einen "butcher" (Schlächter) genannt


  • Dankenswerte klare Worte.

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    Samstag,
    26. März 2022
    Soll Deutschland (oder die EU) gegen Russland ein sofortiges Energie-Embargo verhängen?

    Die Deutschen scheinen keine einheitliche Meinung dazu zu haben. Zwar sagt das ZDF-Politbarometer vom 11. März, dass etwa 55 Prozent der Deutschen für einen sofortigen Stopp russischer Gas- und Ölimporte sind, andererseits veröffentlichte der MDR am 16. März eine eigene Umfrage, nach der 68 Prozent der Befragten ein solches Embargo ablehnen. Allerdings sagen auch hier 88 Prozent, dass sich Deutschland bei der Energieversorgung in Zukunft unabhängiger von anderen Staaten machen soll.

    Nur kosten darf es halt nichts: 75 Prozent der vom MDR Befragten lehnen Preissteigerungen, die auf die Verbraucher bei einem Lieferstopp zukämen, ab.
    Das heißt:

    Putin bestrafen wäre irgendwie schon richtig, aber das sollen die anderen machen, ich halte mich raus.

    Inzwischen mehren sich aus fast allen politischen Lagern die Stimmen, die für einen sofortigen Lieferstopp sprechen:

  • Claudia Kemfert, Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), sagte im Dlf, ein Verzicht auf Kohle, Öl und Gas aus Russland sollte so schnell wie möglich erreicht werden, um eine weitere finanzielle Unterstützung Russlands zu verhindern. Alternativen zu russischen Energieimporten gebe es in ausreichendem Maß. Außerdem sei Energiesparen wichtig.


  • Wolfgang Schäuble, CDU, ehemaliger Bundestagspräsident, sagte laut Dlf der "Welt am Sonntag", auch wenn es bitter werde, müsse man schnellstmöglich auf russische Lieferungen von Erdgas und Erdöl an Deutschland verzichten.


  • Und auch der Grüne Anton Hofreiter, Vorsitzender des Europa-Ausschusses im Bundestag, forderte laut Dlf im Nachrichtenportal "The Pioneer" ein sofortiges Energie-Embargo gegen Russland: Technisch sei dies möglich und wirtschaftlich verkraftbar.



  • Wir brauchen einen Krieg in der Nachbarschaft, um endlich unsere unverantwortliche Energieverschwendung zu beenden und uns etwas einzuschränken. Aus eigener Willenskraft schaffen wir das scheinbar nicht.

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    Freitag,
    25. März 2022
    Gestern habe ich im Radio einen Bericht über Long Covid gehört, also über langanhaltende Beschwerden nach einer Coronainfektion. Die interviewten Patienten und Patientinnen berichteten unter anderem:
    • ich bekam einen Tinnitus, ganz starke Konzentrationsschwächen, Vergesslichkeit
    • ich bin immer müde
    • ich hab immer noch Probleme, die Lunge schnell genug voll zu bekommen
    • ich hab starke Muskel- und Gelenkschmerzen, teilweise kann ich kaum eine Flasche aufdrehen
    Also, dachte ich, das kenne ich alles auch von mir. Und jetzt weiß ich auch, woher meine Überzeugung kommt, nie an Covid-19 zu erkranken: ich habe auch ohne Infektion die ganzen Symptome, ich brauche dazu offensichtlich kein Coronavirus.




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    Montag,
    21. März 2022

      Erste Sätze (35)


    Sylvia Plath, Die Glasglocke (The Bell Jar, 1963)

    Es war ein verrückter, schwüler Sommer, dieser Sommer, in dem die Rosenbergs auf den elektrischen Stuhl kamen und ich nicht wusste, was ich in New York eigentlich wollte.
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    Sonntag,
    20. März 2022
    Zitate aus dem "Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares" von Fernando Pessoa

    (Texte 42 und 49)



    So wie wir unseren Körper waschen, sollten wir auch unser Schicksal waschen, das Leben wechseln wie Wäsche – nicht, um uns am Leben zu erhalten wie durch Nahrung oder Schlaf, sondern aus jener wertfreien Selbstachtung, die genau wir Hygiene nennen.
    (aus Text Nr. 42)


    (...) Zudem belastet mich der Gedanke, mit jemand anderem in Kontakt treten zu müssen. Eine schlichte Einladung zu einem Abendessen mit einem Freund versetzt mich in eine schwer zu beschreibende Angst. Der Gedanke an eine gesellschaftliche Verpflichtung, welcher Art auch immer, sei es die Teilnahme an einer Beerdigung, ein geschäftliches Gespräch oder ein Gang zum Bahnhof, um dort jemanden, den ich kenne oder nicht kenne, in Empfang zu nehmen – allein der Gedanke daran bringt mich einen Tag lang, bisweilen bereits am Abend zuvor, aus dem Konzept; ich schlafe schlecht, und wenn es dann wirklich soweit ist, verläuft alles problemlos, und die Aufregung erweist sich als absolut unnötig; aber jedes Mal ist es wieder dasselbe, ich werde nie lernen, etwas daraus zu lernen.
    (aus Text Nr. 49)
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    Donnerstag,
    10. März 2022
    Wie immer der bringt die Satirezeitschrift Der Postillon die Dinge auf den Punkt. Dieses Mal ist es ein Artikel zum Anstieg der Spritpreise:

    Ukrainisches Kind in Bunker muss immerzu an arme, von hohen Spritpreisen traumatisierte Deutsche denken

    Zum Artikel
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    Sonntag,
    6. März 2022
    Im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine möchte ich zwei Nachrichten vom gestrigen Samstag zueinander in Beziehung setzen:

    Die ARD hat eine Spendenaktion für die Menschen in den Kriegsbegieten gestartet. Bis gestern waren 67 Millionen Euro zusammengekommen.

    Italien hat angefangen, Luxusachten russischer Millionäre/Milliardäre zu beschlagnahmen. Der Wert einer Jacht im Hafen von Imperia wird mit 65 Millionen Euro angegeben.

    Vielleicht findet man ja einen Weg, die Millionärsspielzeuge zu Geld zu machen.

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    Sonntag,
    27. Februar 2022
    Ich habe mir heute die Regierungserklärung von Bundeskanzler Olaf Scholz und die daran anschließende Debatte des Deutschen Bundestags angehört. Nach allem, was in den letzten drei Tagen vorgefallen ist, waren die Aussagen zu erwarten: Deutschland wird Waffen in die Ukraine liefern, und in die Bundeswehr wird massiv investiert werden (die Rede ist von einem neu einzurichtenden Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro!)

    Vor ein paar Tagen war das alles noch undenkbar: da hieß es noch: wir schicken keine Waffen in Krisengebiete (5000 Helme müssen es auch tun), und die seinerzeit von Trump geforderten 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Rüstungsausgaben wurden heftig abgelehnt. Und ich fand das auch richtig so.

    Was Trump nicht erreicht hat, hat also nun Putin geschafft. Außenministerin Annalena Baerbock sagte heute: "Wenn die Welt eine andere ist, muss auch die Politik eine andere sein." Erschreckend ist, dass ich diese Kehrtwende in der deutschen Außenpolitik ebenfalls richtig finde.

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    Donnerstag,
    3. Februar 2022
    Eine interessante Nachricht erreicht uns aus der Türkei. Wie der Deutschlandfunk vor kurzem meldete, hat Präsident Erdoğan den Leiter der nationalen Statistikbehörde, Dincer, entlassen.

    Zwar nannte der Präsident keinen Grund für die Entlassung. Allerdings fiel die Entscheidung nach einer Debatte über den Anstieg der Inflationsrate. Dincer war in die Kritik geraten, nachdem seine Behörde einen Anstieg der Inflationsrate um gut 36 Prozent im Vorjahresvergleich gemeldet hatte. Dies war der höchste Wert seit mehr als 19 Jahren. Erdogan hatte kritisiert, dass das Statistikamt das Ausmaß der wirtschaftlichen Krise des Landes übertrieben darstelle.

    Es ist bekannt, dass Überbringer schlechter Nachrichten oft in Ungnade fallen. In früheren Zeiten kam es vor, dass eine schlechte Nachricht den Unglücksboten den Kopf kostete. So macht man das heute nicht mehr, aber wie das Beispiel Erdoğans zeigt, scheint das Prinzip noch zu gelten: weg mit dem Unheilsboten, dann ist auch das Unheil weg.

    Das wirklich Interessante an der Nachricht ist, dass die Inflation in der Türkei nicht nur auf eine allgemein schlechte Wirtschaftslage zurückzuführen ist (an der E. sicher nicht unschuldig ist), sondern vor allem auf den Verfall der Landeswährung Lira. Die türkische Zentralbank hatte im Dezember auf Geheiß Erdoğans den Leitzins weiter gesenkt – entgegen dem Rat aller Finanzexperten.


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    Dienstag,
    1. Februar 2022
    Die alten Tagebücher (65)

    16. September 1981

    Die offenen Bekenntnisse des letzten Beitrags setzen sich fort.

    Bin eigenartiger Stimmung. Vor mir auf dem Küchentisch Hesses Siddharta. Muss ständig daran denken, dass Sony* gesagt hat, es sei eines seiner Lieblingsbücher, in dem er oft liest

    Dazu Erinnerung an die vergangene Nacht, wo ich allein hier war und lange Zeit mit einer Art Todesangst wachgelegen habe: Mein Herz hat mir weh getan, ich glaubte, es schlägt nicht recht, kann das unter meiner verfetteten Brust ja gar nicht richtig fühlen. Die einzig richtige Konsequenz daraus zu ziehen, nämlich auf der Stelle das Rauchen aufzugeben, dazu bin ich nicht fähig.

    Wachgelegen also bis zum Morgengrauen, verschwitzt und voller selbstzerstörerischer Phantasien. Da hineingemischt – völlig banal – Einzelheiten der Wasserleitungsverlegung, die hier zum Duscheinbau bevorsteht und wofür wir gestern Teile eingekauft hatten.

    Dann heute die ersten Versuche an dieser Wasserleitung. Ich habe versucht, das provisorisch mit einem Schlauch überbrückte (und ewig tropfende) Teilstück durch ein an dieser Stelle nötig werdendes T-Stück und Passteile zu ersetzen und bin kläglich gescheitert.

    Die beiden offenen Enden haben nicht ineinandergepasst, was dazu führte, dass ich ein Gewinde, nachdem ich mühsam alles einigermaßen aneinandergepasst hatte, verkantet zusammengeschraubt habe. Diese Verbindung leckt jetzt natürlich wie wild, ebenso die anderen drei Schraubverbindungen, die ich auf etwa 8 cm Rohrleitung anbringen musste. Mangels einer richtigen Rohrzange kriege ich die verkantete Verschraubung jetzt auch nicht wieder auf. Sobald ich also den Haupthahn öffne, läuft und spritzt das Wasser aus allen Fugen. Das hat mich tatsächlich deprimiert, ich meine, richtig seelisch angegriffen.

    Dazu war den ganzen Tag ein trübes, regnerisches Wetter, ich bin nicht einmal in den Garten gegangen, um meinen Rundgang zu machen.

    Abends ein bisschen Gemüse und Reis, scharf gewürzt, und dann den Siddharta. Dazu musste ich den Radio ausdrehen, den ich sonst fast immer bewusstlos plärren lasse. Hesse und Radiohören – unmöglich.

    Irgendwann viel später wird C. wohl anrufen, ich solle sie dann und dann von der S-Bahn abholen, ich muss also mit dem Bier vorsichtig sein. Sie wird mir jedenfalls ein Trost sein.

    _________________

    * Nachbarssohn

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    Sonntag,
    23. Januar 2022
    Zitate aus dem "Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares" von Fernando Pessoa

    (Texte 34 und 39)



    Von den Hirngespinsten des Glaubens überzulaufen zu den Gespenstern der Vernunft ist nur ein Gefängnistausch. Die Kunst, die uns von eingesessenen, veralteten Götzen befreit, befreit uns auch von großmütigen Ideen und sozialen Sorgen – anderen Götzen.
    (aus Text Nr. 34)
    Sich nicht kennen heißt leben. Sich kaum kennen heißt denken. Sich erkennen, plötzlich wie in diesem läuternden Augenblick, heißt eine flüchtige Vorstellung von der Monade zu gewinnen, vom magischen Wort der Seele. Doch dieses plötzliche Licht verbrennt, verzehrt alles. Entblößt uns sogar von uns selbst.
    (aus Text Nr. 39)
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    Freitag,
    14. Januar 2022
    Etwas verspätet, deswegen aber nicht weniger herzlich, wünsche ich allen Lesern und Leserinnen meines Blogs ein frohes und gesundes Jahr 2022!


    Ich möchte euch gerne auf eine Seite aufmerksam machen, die ich vor kurzem zusammen mit Ingeborg Matschke, der Witwe des Künstlers Martin Matschke (1932-2017) fertiggestellt habe. Sie dreht sich um die Arbeiten von Martin Matschke und zeigt einen kleinen Querschnitt durch das Schaffen des bildenden Künstlers.

       
    martin-matschke.de  
     
    Hier einige Beispiele:
       
     
    Pflasterkopf erratisch, Marmor, 1994, Kurpark Waldbronn Pflasterhalskopf gezeichnet, 1984, 19x40x20 cm Zwei weiße Köpfe, 2001, 22x34x13 cm
    Pflasterkopf erratisch, Marmor, 1994, Kurpark Waldbronn Pflasterhalskopf gezeichnet, 1984, 19x40x20 cm Zwei weiße Köpfe, 2001, 22x34x13 cm
       
     
    Kopfstele, 2003, 140x23x14 cm Kopf des Architekten, 2008, 22x14x14 cm Pflasterkopf 1992, 40 x 30 cm
    Kopfstele, 2003, 140x23x14 cm Kopf des Architekten, 2008, 22x14x14 cm Pflasterkopf 1992, 40 x 30 cm
       
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