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Dienstag, 7. Juli 2020 |
Melde mich gehorsamst aus dem Urlaub im Paradies zurück. Der Begriff trifft in diesem Fall uneingeschränkt zu, denn, wie man weiß, ist das Paradies ein Zustand, in dem man sich (wie eine Figur aus einem meiner früheren Texte behauptet) um nichts zu kümmern braucht, dass dir alles geschenkt wird, dir die gebratenen Tauben ins Maul fliegen und du für nichts einen Finger zu rühren brauchst. Siehe den Eintrag vom 28. November 2015. Danke für alles, liebe Ingeborg. Das Paradies befindet sich irgendwo im Piemont, Italien, wohin man seit Kurzem wieder reisen darf. |
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Das Paradies im engeren Sinn: | |||||||||||
Weitere Orte: |
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Turin |
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Highlight des Turin-Besuchs: Die Andrea-Mantegna-Austellung im Palazzo Madama. Hier das Gemälde "Ecce Homo" (1500) |
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Asti |
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Alba |
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Schloss von Govone |
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Samstag, 20. Juni 2020 |
Corona macht wach. Wenigstens hat das Virus das Potenzial dazu. Zum Beispiel die Bewusstmachung der mafiösen Zustände in der Fleisch verarbeitenden Industrie, auf die ich hier schon mehrmals hingewiesen habe ( 12.2.16 und 12.1.20) Zwar hat sich Anfang des Jahres die Landwirtschaftsministerin publikumswirksam zu dem Thema geäußert (auf der Grünen Woche, siehe den Beitrag vom 12. Januar), geschehen ist aber – natürlich, möchte man sagen – nichts. Nun kommt Corona und macht plötzlich Dinge möglich, von denen man es nicht erwartet hätte, zum Beispiel diese Zustände auf die politische Tagesordnung zu setzen. Im Interview mit dem Deutschlandfunk sagt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) folgende Sätze: (...) Ich halte es für richtig, dass wir diese Missstände angehen. Wir werden sie angehen. Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln ist ein hohes Gut und ich möchte gerne, dass das Vertrauen an Lebensmittel und an Fleisch, Made in Germany, erhalten bleiben und über jeden Zweifel erhaben sind. Das bedeutet, dass wir Missstände, die bekannt werden, wirklich nicht nur aufdecken und transparent machen müssen, sondern dass wir auch dafür sorgen, dass Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden und dass die Missstände abgestellt werden, indem man entsprechende Veränderungen trifft. Das betrifft nicht nur die Werkverträge, das betrifft beispielsweise auch Unterbringungen. Das betrifft die Arbeitsbedingungen ganz konkret vor Ort und ich bin überzeugt, dass das jetzt ein Weckruf ist und dass die Politik die Möglichkeit haben wird, positive Veränderungen durchzusetzen. Man beachte die (fett hervorgehobenen) wachsweichen Formulierungen. Erwartet da irgendjemand etwas? |
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Donnerstag, 11. Juni 2020 |
Breaking News! In Großbritannien hat Premierminister Boris Johnson die Coronaregeln gelockert und den Menschen erlaubt sich zu umarmen ( siehe die Nachrichten im Dlf von gestern). Das vermissen wir hierzulande noch – wo wir es doch seit jeher gewohnt sind, auf die Anordnungen von oben zu warten, bis wir uns etwas trauen (s.a. Untertanengeist). Wo bleibt die Umarmungserlaubnis für uns Deutsche? |
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Mittwoch, 10. Juni 2020 |
Versprechen sollte man halten. Vor einiger Zeit habe ich versprochen, das Wachstum der Avocadopflanze weiter vorzustellen. Allerdings gibt es nur eine Niederlage anzuzeigen. |
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Montag, 8. Juni 2020 |
Die alten Tagebücher (54) 18. März 1981 Das Landleben im Holzhäuschen wurde um eine Hühnerschar bereichert, was große Begeisterung hervorruft und Anlass zur Selbstreflexion ist. (...) |
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Freitag, 29. Mai 2020 |
Rätselhafte Rolle der Religion – und Futter für Verschwörungsmystiker: Nachdem schon in der vergangenen Woche gemeldet worden war ( s.u.), dass sich über 40 Gläubige bei einem Gottesdienst in Frankfurt/Main mit Covid-19 angesteckt haben, hört man heute eine fast gleichlautende Meldung: wieder ist es eine Pfingstgemeinde, von der solches berichtet wird, dieses Mal in Bremerhaven. Von mindestens 20 infizierten Menschen ist die Rede. Hat nicht schon Lenin davon gesprochen, Religion sei |
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Samstag, 23. Mai 2020 |
Bericht vom Tage: In einem Restaurant in Leer (Ostfriesland) haben sich sechs Gäste eines Restaurants mit Covid-19 angesteckt, in Frankfurt/Main mehrere Besucher eines Gottesdienstes. Heißt das, wir werden ab jetzt mit Nachrichten dieser Art gefüttert: drei Infizierte gab es in einer Schule im Sauerland, zehn haben sich in einem Café in Berchtesgaden angesteckt, acht in einem Hotel im Schwarzwald, fünf bei einer Geburtagsfeier an der Ostsee ...? Davor möchte ich bitteschön bewahrt bleiben. Umso mehr, als diese "Information" heute nicht in der Bild-Zeitung, sondern im seriösesten aller deutschen Radioprogramme verbreitet wird. Ich würde mir mehr Zurückhaltung bei dieser Art von Nicht-Nachrichten wünschen. Am Ende müsste man mit Entsetzen feststellen, Deutschlandfunk und Bild-Zeitung nähern sich in ihrem Niveau einander an. (auch an den DLF geschickt) |
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Mittwoch, 20. Mai 2020 |
Das Thema literarischer Übersetzungen interessiert mich seit Längerem. Es ist eine eigene Kunstform, und zwar eine überwiegend dienende. Worüber ich dabei immer wieder stolpere: werden amerikanische Autoren (vor allem aus den USA) ins Deutsche übertragen, heißt es in den meisten Fällen: übersetzt aus dem Amerikanischen von ... Ich finde das sehr verwunderlich, bin ich doch der festen Überzeugung, dass in den Vereinigten Staaten überwiegend englisch gesprochen und geschrieben wird. Mag sein, man gebraucht dort ein etwas verändertes, gelegentlich (in der mündlichen Version) auch entstelltes Englisch, aber unzweifelhaft handelt es sich bei der dort verwendeten Sprache um Englisch, woran auch kein Mensch ernsthaft zweifelt, es sei denn, man ist Herausgeber einer deutschen Übersetzung. Dann erfindet man in der Regel eine neue Sprache, das Amerikanische. Soweit so gut, man gewöhnt sich an Absonderlichkeiten. Was ich aber gestern im Büchermarkt, der täglichen Literatursendung des Deutschlandfunks gehört habe, hat mir doch die Sprache verschlagen. Es wurde ein Buch des russischen Autors Juri Buida vorgestellt, ein Roman mit dem Titel "Nulluhrzug". Die Besprechung fand ich Lust machend auf die Lektüre. Am Ende aber dann der Schock: Aus dem Sowjetischen übersetzt von Ganna-Maria Braungardt. Ich suche im Netz nach Angaben über die Übersetzerin und finde überall nur: sie habe die russische Sprache studiert. Ein "Blick ins Buch" bei Amazon beruhigt den Blutdruck dann wieder. Im Buch steht: "Aus dem Russischen von ...". D.h., die rätselhafte Sprache "Sowjetisch" war offenbar doch nur einer momentanen Verwirrung der Radiomoderatorin geschuldet. |
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Dienstag, 19. Mai 2020 |
Neulich im Garten Eden ... Die Bilder entstanden am 16. Mai im Liliental am Kaiserstuhl |
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Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum) inmitten von Acker-Wachtelweizen (Melampyrum arvense) | |||||||||||
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Und auch das gibt's im Garten Eden: eine entspannte Entenmutter, die Menschen auf einen Meter an ihre Jungen heranlässt. | |||||||||||
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Sonntag, 10. Mai 2020 |
Die alten Tagebücher (53) 8. März 1981 Die Selbstfindungsbemühungen des Tagebuchschreibers erleiden immer wieder Rückschläge. (...) |
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Sonntag, 3. Mai 2020 |
Alles neu macht der Mai ... Alles? Es gibt noch Leute, die ihre alten Gesichter zeigen, und das sind nicht immer die schönsten. Zum Beispiel kehrt der Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG, Herbert Diess, gerade ein Gesicht hervor, wie man es sich eher nicht wünscht. Er sagte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (zitiert auf finanzen.net), es brauche jetzt "... keine Grundsatzdiskussionen, sondern Fokus auf die Konjunktur und Tempo. Sonst rennt uns die Zeit davon". Grundsatzdiskussionen, also Überlegungen, wie man die Gesellschaft angesichts der globalen Herausforderungen durch das Coronavirus und Klimawandel möglichst gerecht umbauen muss, will der Konzernchef nicht zulassen. Davor hat er (zu Recht) Angst. Dafür fordert er vom Staat Kaufprämien für Autos, aber – und jetzt kommts: nicht nur für Elektroautos. Alle Autokäufe sollen vom Staat subventioniert werden, damit die Branche so weitermachen kann wie bisher. Zwar verlangt Diess auch eine Umstellung der Kfz- und Mineralölsteuer hin zur Besteuerung klimaschädlicher Emissionen sowie eine Erhöhung des CO2-Preises, stellt dieses richtige Ziel aber gleich wieder in Frage: Eine weitere Verschärfung der CO2-Emissionsziele (wie sie die EU-Kommission plant), bedürfe "schon noch mal der Diskussion". Ich halte solche Wirtschaftsführer für eine größere Gefahr als Covid19 und den Klimawandel zusammen. _________________________ Liebe Christine, alles Gute zum Geburtstag! (Dein E-Mail-Postfach ist verstopft) |
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Dienstag, 28. April 2020 |
Man hat den Deutschen seit jeher Untertanengeist nachgesagt. Man könnte meinen, im Lauf der jüngeren Geschichte hätte sich dies erledigt, aber nein: auch Corona bringt diese Eigenschaft ans Licht, und aktuell sind es Lehrer- und Elternverbände, die sich in ihr üben. Mein Radio berichtet heute, dass sich der Deutsche Lehrerverband (der möglicherweise auch die Lehrerinnen vertritt) darüber beklagt, dass die Kultusministerkonferenz (KMK) das Tragen von Nasen-Mund-Masken nicht vorgeschrieben, sondern lediglich empfohlen habe. Auch dem Bundeselternrat fehlt es an Klarheit und Verbindlichkeit. Dass die Länder und Schulträger bei der Umsetzung der Vorgaben einen Ausgestaltungsspielraum haben, missfällt den Organisationen. Schulleitungen, LehrerInnen, Mütter und Väter sind nach Ansicht dieser Verbände offenbar zu doof um selber eine vernünftige und angemessene Entscheidung zu treffen. Der Deutsche braucht in allen Lebenslagen Vorschriften, damit er weiß, wie er sich zu verhalten hat. Das "Denken ohne Geländer" (Hannah Arendt) ist ihm unheimlich. |
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Dienstag, 21. April 2020 |
Allenthalben werden wegen Corona größere und kleinere Veranstaltungen und Versammlungen in diesem Jahr abgesagt. Eine der größten regelmäßig stattfindenden Menschenansammlungen weltweit ist das Münchner Oktoberfest (vulgo Wiesn). Auch dieses Massenspektakel und Milliardenumsatz-Ereignis)* mit mehr als sechs Millionen Besuchern wird 2020 nicht stattfinden, wie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder und der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter heute mit gewaltiger Trauer in der Stimme verkündet haben. Außer in Kriegszeiten ist die Wiesn schon zweimal wegen einer Pandemie abgesagt worden, nämlich in den Jahren 1854 und 1873. Damals herrschte in Bayern die Cholera. Was wird der gemeine Wiesnbesucher stattdessen in diesem Jahr machen? Wird er am Ende ins Home-Saufen gehen? Schwere Zeiten für Familien scheinen heraufzuziehen. _______________ )* Umsatz 2018: 1,2 Milliarden Euro ( lt. Wikipedia) |
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Sonntag, 19. April 2020 |
Wir stecken in der großen Epoche der Jägerei – der Jägerei auf Sündenböcke. So steht es in "Bachthalener Predigt", einem Teil des Romans Der schnurgerade Kanal von Gerhard Meier (1977) Heute höre ich im Radio, dass nach Donald Trump (von dem man es nicht anders erwartet) jetzt auch die Australische Regierung die Weltgesundheitsorganisation (WHO) angreift. Diese (und natürlich die Chinesen!) seien Schuld am Ausbruch der Coronaepidemie. Der erwähnte "Bachthalener Predigt" aus Gerhard Meiers Roman ist eine Begründung, warum er, Meier, "sich zu den Christen geschlagen" hat, wie er es formuliert. Ich zitieren einen etwas größeren Abschnitt: Einer der Gründe, warum ich mich zu den Christen geschlagen habe, ist: Ich mag das Haschen nach Wind)*. _________________ )* vgl. DER PREDIGER SALOMO bzw. DAS BUCH KOHELET 1,14 (und andere Stellen daraus) |
116 MEIER, Gerhard: Der schnurgerade Kanal, in: Werke, 2. Band, Oberhofen am Thunersee, 2008, S. 266 f. | |||||||||
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Freitag, 17. April 2020 |
Die alten Tagebücher (52) 3. und 24. Februar, 5. März 1981 Zwar wurden die allerersten Grundlagen zur späteren Gärtnerlaufbahn im Sommer 1979 in Südfrankreich gelegt, die systematische Weiterbildung aber fand im Holzhäuschen im Aiblinger Moor statt. 3. Februar |
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Ostersonntag, 12. April 2020 |
Frohe Ostern trotz aller Einschränkungen! Und dass sich niemand einreden lässt, ein jeder Mensch sei eine tödliche Bedrohung für alle anderen Menschen. Das Gegenteil ist der Fall. Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe machen das Beste aus der gegenwärtigen Situation. Und dann wird am Ende auch diese Krise vielleicht etwas Gutes gehabt haben. |
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Kreativer Umgang mit dem Zeitgeschehen — bravo, Katharina! | |||||||||||
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Freitag, 10. April 2020 |
Gerade habe ich noch die Politik gelobt, das scheint zu pauschal gewesen zu sein. Unser Außenminister Heiko Maas (von dem ich bisher eine eher positive Meinung hatte) ist der Ansicht, dass die nationalen Alleingänge zu Beginn der Coronakrise genau richtig gewesen seien. Wenn das wirklich so sein sollte, wirft das ein katastrophales Licht auf den Zustand Europas. Nur Staaten in einem zerstrittenen, in seiner Gemeinsamkeit gescheiterten Europa würden mit nationalen Maßnahmen besser fahren. Steht es schon so schlimm um die europäische Idee? Aber eigentlich wollte ich auf einen anderen Punkt in Maas' Äußerungen am heutigen Tag hinweisen: Anfang März hatte die Bundesregierung ein Exportverbot von Schutzkleidung erlassen (in unsere EU-Nachbarländer, wohlgemerkt, nicht nach China oder in die USA), damit genug davon im eigenen Land bleibt. Auch das wirft ein Schlaglicht auf den Zusammenhalt in der Union. Das wurde nach Kritik der anderen Länder nach zwei Wochen rückgängig gemacht, der Gipfel aber ist, dass der Außenminister jetzt die deutsche Solidarität mit Europa dadurch hervorheben will, dass ein paar italienische Patienten hier behandelt würden und sieben Tonnen Hilfsgüter aus Deutschland nach Italien geschickt worden seien. Als ich das gehört habe, dachte ich, ich habe mich verhört. Hat er siebenhundert oder siebentausend Tonnen gesagt? Nein, die sieben Tonnen sind hier nachzulesen (ich hoffe immer noch, dass es ein Übertragungsfehler in der Nachrichtenredaktion war. SIEBEN TONNEN, das ist EIN KLEIN-LKW für das am schlimmmsten von der Virus-Pandemie betroffene Land Europas mit bisher 140.000 infizierten Menschen und 18.000 Toten. Das macht mich sprachlos. |
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Donnerstag, 9. April 2020 |
Einer der bemerkenswertesten Beschlüsse der Politik zur wirtschaftlichen Hilfe für die von Corona gebeutelten Betriebe ist die Unterstützung der Einzel- und Kleinunternehmen. Das ist neu in der deutschen politischen Landschaft, die sich bisher mit der Rettung systemrelevanter Banken oder Großkonzerne hervorgetan hat (aber, zugegeben, es gab ja bisher auch kein Coronavirus). Man kann nur staunen, welche Summen da auf einmal lockergemacht werden. Ich will jetzt aber nicht in den Chor der Klagen einstimmen, die sagen, hätten wir das nicht auch zur Bewältigung der Klimakrise (oder Flüchtlingselend usw.) auf die Beine stellen können (oder so ähnlich). Das werde ich ein anderes Mal tun. Nein, ausnahmsweise singe ich heute ein Loblied auf Politik und Verwaltung. Und warum? Auch unser Kleinstbetrieb in der Kratzbürste, das Tagungshaus für Gruppen mit bis zu 14 Teilnehmern, wurde von den Einschränkungen der Reise- und Versammlungsfreiheit schwer getroffen. Wir hatten bis in den Spätsommer hinein für alle Wochenenden feste Buchungen, zwei Jahre nach der Wiedereröffnung (nach dem großen mehrjährigen Umbau) war der Betrieb jetzt wieder richtig in Fahrt gekommen. Für uns bedeutet das Tagungshaus überlebensnotwendige Einkünfte, um die Kredite, die wir für den Bau aufnehmen mussten, zurückzuzahlen, und auch Jobs im eigenen Haus hängen an der Tagungssätte. Wir haben uns daher am Montag der vergangenen Woche, dem ersten Tag, an dem eine Soforthilfe für Unternehmen in Baden-Württemberg möglich war, für eine solche Hilfe angemeldet. Die bürokratische Hürde (notwendige Angaben, Berechnung der Einnahmeausfälle etc.) ist relativ gering. Entgegengenommen und bearbeitet werden die Anträge von den Industrie- und Handelskammern, bzw. den Handwerkskammern. Diese prüfen die Anträge und leiten sie an das hiesige Wirtschaftsministerium weiter. Dort wird noch einmal geprüft, zuletzt wird die Auszahlung veranlasst. Wer sich mit den Gepflogenheiten deutscher Ämter, insbesondere der Behandlung von Anträgen (vor allem wenn es um Geld geht) auskennt, rechnet mit Monaten, bis eine Entscheidung fällt. Nicht so in diesen Zeiten: eine Woche, nachdem wir den Antrag losgeschickt hatten, war das Hilfsgeld in genau der Höhe, die wir berechnet und beantragt hatten, auf unserem Konto. Klar, mit dem Hinweis: Vorläufige Zahlung, Bescheid folgt (der ist noch nicht eingetroffen). Das ist nicht nur rekordverdächtig, es ist schlicht umwerfend, was auf einmal möglich ist. Das gab es bisher in Deutschland (und vermutlich auch in anderen Ländern) noch nie. Man kann nur staunen. Und daher bedanken wir uns bei all denjenigen, die diese schnelle Hilfe durch ihre Arbeit und ihre unverzüglichen Entscheidungen zustandegebracht haben. |
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Freitag, 3. April 2020 |
In diesen seltsamen Zeiten erreicht mich tätige Nächstenliebe in unterschiedlichen Formen:
Erstens die selbstgenähte Schutzmaske (vielen Dank, Katharina!). Zusammen mit Mütze ist sie hervorragend zur Tarnung bei etwaigen Überfällen geeignet. Wenn allerdings fast alles geschlossen ist, muss man sich gut überlegen, wo man noch hingehen kann zum Überfallen. Apotheken? Klopapierhändler? Zweitens in Form blendender Wortspiele und -schöpfungen (vielen Dank, Ingeborg!): Der Mensch, der sich gerne als Krone der Schöpfung sieht, hat nun seinen Bezwinger gefunden, ausgerechnet mit dem Namen Corona. Sozusagen von der Krone zur Corona der Schöpfung. |
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Dienstag, 31. März 2020 |
Zum Monatsende KEIN Corona-Beitrag, stattdessen wieder Erheiterndes aus den alten Tagbebüchern (erheiternd aber nur aus der großen zeitlichen Distanz). Das Leben im Moor im Winter hat teilweise extreme Züge angenommen. |
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Die alten Tagebücher (51) 1. Februar 1981 (...) ___________ * Unser Häuschen lag ca. 300 Meter von der Straße entfernt, erreichbar über einen einfachen Feldweg. Auf halbem Weg befand sich ein (verlassener) Schuppen, den sich die Dorfjugend früher zum Feiern ausgebaut hatte (hieß bei uns auch "die Disco"). Im Eintrag desselben Tages findet sich noch folgendes Rezept (ich sollte es mal wieder ausprobieren): Fisch mit Meerrettichkruste (f. 4 Personen): |
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Donnerstag, 26. März 2020 |
Haltet Abstand zueinander!, lautet das Gebot der Stunde, das auch der Bundespräsident heute Morgen in den Mund genommen hat. Wer sich schon vor 170 Jahren diesen Grundsatz zu eigen gemacht hat, war Arthur Schopenhauer (1788-1860), den man als echten Misanthropen kennt. 1851 hat Schopenhauer die Fabel von den Stachelschweinen in seinen Parerga und Paralipomena: kleine philosophische Schriften veröffentlicht: Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich an einem kalten Wintertage recht nah zusammen, um sich durch die gegenseitige Wärme vor dem Erfrieren zu schützen. Jedoch bald empfanden sie die gegenseitigen Stacheln, welches sie dann wieder von einander entfernte. Wann nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher zusammenbrachte, wiederholte sich jenes zweite Übel, so daß sie zwischen beiden Leiden hin und her geworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung voneinander herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten konnten. |
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Arthur Schopenhauer, Daguerrotypie von 1852 | |||||||||||
115 zitiert nach: Projekt Gutenberg |
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Freitag, 20. März 2020 |
Allerorten werden drastische Einschränkungen der individuellen Bewegungsfreiheit verordnet: keine Versammlungen, keine Veranstaltungen usw. Zuhausebleiben lautet die Devise. Ich sehe Anlass, den französischen Mathematiker und Philosophen Blaise Pascal (1623-1662) zu zitieren: Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. |
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