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Mittwoch, 22. Dezember 2021 |
Die vergangene Woche hat mir einen Besuch in Mailand geschenkt. ![]() Was der Artikel verständlicherweise nicht erwähnt, ist der Hang dieser Stadt zum Großsprecherischen, zur Übertreibung, zum Größenwahn bis hin zur Geschmacklosigkeit. Dass dies auch schon in früheren Zeiten der Fall gewesen ist, beweist auf eindrucksvolle Weise der Dom der Stadt, dessen Baubeginn auf das Jahr 1386 datiert wird. Neben der Tatsache, dass er eine der größten Kirchenbauten der Welt ist, stellt er zweifellos auch ein Meisterwerk des Konditorhandwerks dar. Zunächst aber haben wir am Abend des 15. Dezember einen kulturellen Höhepunkt erlebt: die Aufführung von ![]() ![]() ![]() |
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Macbeth im Teatro alla Scala:
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Bilder vom Mailänder Dom:
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Das Dach des Doms ist begehbar und bietet Aussicht auf die Stadt:
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Die Stadt will groß(artig) erscheinen. Siehe auch ![]()
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Liebenswertes in Mailand:
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Dienstag, 14. Dezember 2021 |
Bevor ich mich nach Italien in den Weihnachtsurlaub verabschiede, noch ein Eintrag aus den alten Tagebüchern. Einer, der ein recht offenes Bekenntnis darstellt. Die alten Tagebücher (64) 10. September 1981
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Samstag, 4. Dezember 2021 |
Vor zwei Tagen berichteten mehrere Nachrichtenplattformen und auch der ![]() Wenn die Menschen aber auf die Hälfte ihrer Einkäufe in der Weihnachtszeit verzichten, wird man wohl daraus schließen müssen, dass es sich bei dieser Hälfte um unnötige Einkäufe handelt. Und dass folglich die betroffenen Arbeitsplätze sich auf die Herstellung und den Vertrieb verzichtbarer Dinge stützen. Völlig überflüssiger Kram allem Anschein nach. Da kommt mir der Begriff der ![]() ![]() ![]() "1930 sagte |
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Donnerstag, 2. Dezember 2021 |
Zitate aus dem "Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares" von Fernando Pessoa (Texte 29 und 33) Ich war früh aufgestanden und ließ mir Zeit, mich für das Dasein zu rüsten.(aus Text Nr. 29) Während der ersten Tage des jäh anbrechenden Herbstes, wenn es wie vorzeitig dunkel wird und es scheint, als hätten wir länger als sonst für das, was wir bei Tage tun, gebraucht, genieße ich noch mitten in der Arbeit den Gedanken an das Nichtstun, den das Verschatten mit sich bringt, weil es dann dunkel ist und Dunkel Heim, Schlaf und Befreiung bedeutet.(aus Text Nr. 33) |
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Mittwoch, 17. November 2021 |
Corona, die Vierte (Welle): Wir müssen derzeit Tag für Tag die neuesten Wasserstandsmeldungen über uns ergehen lassen: wie viele neue Fälle das Land zu verzeichnen hat, wie viele Genesene, wie viele Verstorbene ("im Zusammenhang mit C.") registriert worden sind, wie hoch der Sieben-Tage-R-Wert oder die Sieben-Tage-Hospitalisierungsinzidenz ist, vor allem aber, wo die Sieben-Tage-Inzidenz im Land, im Bundesland oder im Landkreis liegt. Dieser Wert ist es, der nach wie vor am häufigsten zitiert wird. Seine Bekanntgabe entwickelt sich derzeit geradezu zu einer Sportberichterstattung. Der ![]() Ich dachte, ich höre nicht recht. Soweit ist die tägliche Bewusstlosigkeit also auch schon bei den Profis des Wortes gediehen, dass man den Sportjargon auf die Ansteckungsquoten anwendet. Schneller, höher, weiter! Wer ist der Angesteckteste? Leute, achtet auf eure Sprache! |
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Samstag, 13. November 2021 |
Seit einiger Zeit beschäftige ich mich intensiv mit dem amerikanischen Dichter Robert Frost (1874–1963). In den USA wie auch der übrigen englischsprachigen Welt kennt ihn beinahe jedes Schulkind, während er in Deutschland recht unbekannt ist. Er wird gerne als Neuengland-Heimatdichter beschrieben (auch der ![]() Die Themen seiner Gedichte gehen weit über die Naturbeschreibungen hinaus, die sich zwar dort immer wieder finden, in allen Fällen aber nur Anlässe für tiefergehende Betrachtungen sind. Vielmehr ist das Wesen des Menschen sein Thema, sein Verhältnis zur Natur, zur Geschichte, zu Gott, sowie die Beziehung des Einzelnen zur Gesellschaft. Frosts Gedichte befassen sich im weitesten Sinn mit der Conditio humana. Ein Gedicht, Fire and Ice, habe ich schon einmal ![]() The Road Not Taken Dazu zwei Übertragungen ins Deutsche: Der Weg, den ich nicht ging (übertragen von Ingeborg Matschke)
Der nicht begangene Weg (eigene Übertragung) _____________ * nachträgliche Anmerkung, 18.5.22: Die deutsche ![]() |
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Mittwoch, 3. November 2021 |
Die alten Tagebücher (63) 26. August 1981 Stadt-Land-Überlegungen und Erfahrungen der ersten Gartensaison
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Sonntag, 31. Oktober 2021 |
Literarische Perlen (10) Oscar Wilde Die meisten Leute sind andre Leute. Ihre Gedanken sind die Meinungen andrer, ihre Leidenschaften ein Zitat.121 |
121 Wilde, Oscar: De Profundis. Aufzeichnungen und Briefe aus dem Zuchthaus in Reading, dt. von M. Meyerfeld, Berliner Ausgabe 2016, S. 41 | |||||||||
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Samstag, 30. Oktober 2021 |
Zitate aus dem "Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares" von Fernando Pessoa Vielleicht ist es mein Schicksal, ewig Buchhalter zu bleiben, und Dichtung und Literatur sind nur ein Schmetterling, der sich auf meinen Kopf niedersetzt und mich umso lächerlicher erscheinen lässt, je größer seine Schönheit ist.(aus Text Nr. 18) Literatur, eine mit dem Denken vermählte Kunst und eine Verwirklichung ohne den Makel der Wirklichkeit, scheint mir das Ziel, dem alles menschliche Bestreben gelten sollte, wenn es denn wahrhaft menschlich und nicht allzu tierhaft wäre.(aus Text Nr. 27) |
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Mittwoch, 27. Oktober 2021 |
Von der Reise zurück. Von den wichtigsten Stationen ein paar Bilder: |
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Finalborgo (Ligurien), 5.10.21 | |||||||||||
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Hanbury Gardens (Ventimiglia/Ligurien), 6.10.21 |
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Draguignan (Var/Provence), 7.10.21 |
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Saint-Gilles (Gard/Okzitanien), 8.10.21 |
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Bardou (Hérault/Okzitanien), 8. bis 15.10.21 |
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Olargues (Hérault/Okzitanien), 9.10.21 |
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Nîmes (Gard/Okzitanien), 16.10.21 |
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Sonntag, 3. Oktober 2021 |
Auch auf Reisen lässt mich die Literatur nicht los. Im Gegenteil, ich habe eine große Entdeckung gemacht: Fernando Pessoa (1888-1935), der mir bisher nur in Erwähnungen durch andere Schriftsteller und kurzen Zitaten begegnet ist. ![]() Sein Hauptwerk ist Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares.120 Das Buch ist eine Sammlung von Kurztexten, auch Aphorismen, die thematisch sämtliche Bereiche des Lebens umfassen. Sie sind durchnummeriert bis Nr. 481, gefolgt von einigen von ihm so genannten "Großen Texten". Pessoa selbst gab der Sammlung den Titel Autobiographie ohne Ereignisse. Ich werde in lockerer Folge kurze Zitate aus dem Buch der Unruhe hier vorstellen, in Klammern jeweils die Nummer des Textes, aus der das Zitat stammt. (...) Da ich also weder an Gott noch an eine Summe von Lebewesen glauben konnte, verblieb ich wie andere Außenseiter in jener Distanz zu allem, die man gemeinhin Dekadenz nennt. Dekadenz bedeutet den vollständigen Verlust der Unbewusstheit; denn die Unbewusstheit ist das Fundament des Lebens. Wenn das Herz denken könnte, stünde es still (...) (aus Text Nr. 1) Selbst wenn wir wissen, dass ein nie zustande kommendes Werk schlecht sein wird, ein nie begonnenes ist noch schlechter! Ein zustande gekommenes Werk ist zumindest entstanden. Kein Meisterwerk vielleicht, aber es existiert, wenn auch kümmerlich wie die Pflanze im einzigen Blumentopf meiner gebrechlichen Nachbarin. Diese Pflanze ist ihre Freude, und hin und wieder auch die meine. Was ist schreibe und als schlecht erkenne, kann dennoch die eine oder andere verwundete, traurige Seele für Augenblicke noch Schlechteres vergessen lassen. Ob es mir nun genügt oder nicht, es nützt auf irgendeine Art, und so ist das ganze Leben. (...) (aus Text Nr. 14) |
120 Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares, Frankfurt am Main 2007. Das Original erschien 1982 (47 Jahre nach Pessoas Tod) unter dem Titel Livro Do Desassossego. | |||||||||
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Montag, 27. September 2021 |
Auch im Land, wo die Zitronen blühn (... die Myrte still und hoch der Lorbeer steht etc. etc.), in dem ich derzeit weile und an zwei Hochzeiten teilnehmen durfte (siehe rechts), habe ich den Wahlkampf verfolgt und sein Ergebnis zur Kenntnis genommen. Man hat es ungefähr so kommen sehen, nach den (Baer-)Böcken, die die Grünen geschossen haben: aus der Traum von der grünen Kanzlerschaft, es bleibt bei der Juniorrolle der Partei. Eigentlich haben die Deutschen eine Fortsetzung der sogenannten großen Koalition gewählt, wenn man sich das Ergebnis ansieht: SPD und Union als die beiden stärksten Kräfte. Offenbar, weil es mit denen gar so schön war. Was mich aber fast erbost, ist, wie die FDP schon am Tag nach der Wahl meint, mit ihren 11 Prozent bestimmen zu können, welche Koalition demnächst das Land regiert. Der Bundesvorstand der Partei habe beschlossen, so eine ![]() Hallo? Seit wann gibt eine Elf-Prozent-Partei vor, wer mit wem welche Gespräche führt? Wenn, dann läuft es andersherum und die FDP sollte sich glücklich schätzen, wenn man mit ihr über das Regieren redet. |
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Montag, 6. September 2021 |
Zwei Zahlen aus Meldungen vom vergangenen Wochenende möchte ich einander gegenüber stellen (Quelle: Deutschlandfunk):![]() Zitat aus dem Aufruf: Die Krisen unserer Zeit verlangen dringend unser gemeinsames Einstehen für Solidarität: Für Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und konsequentes Handeln gegen die Klimakrise. Die Polizei, die große Demonstrationen stets begleitet, sprach von 10.000 Teilnehmern, die Veranstalter dagegen von etwa drei Mal so vielen. Die Wahrheit wird, wie meistens, irgendwo dazwischen liegen. ![]() ![]() Unheilbar – Manchmal fragt man sich, ob die Menschen noch zu retten sind. |
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Samstag, 4. September 2021 |
Vor dreieinhalb Wochen habe ich drei Tomaten gekauft, nach vielen Jahren der Abstinenz. Schöne große Fleischtomaten. Verleitet hatte mich dazu ein kurz zuvor beendeter Aufenthalt in Italien, dem Land, in dem Obst und Gemüse in bester und köstlichster Qualität überreichlich zu haben sind, darunter eben auch wunderbare Fleischtomaten. Daher habe ich es gewagt, in einem deutschen Supermarkt mir selbige zu kaufen. Schöne große Fleischtomaten. Meine Ansprüche hatte ich allerdings schon heruntergeschraubt, mit den italienischen würden sie wohl nicht mithalten können. |
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Als ich die erste aufgeschnitten habe, hat sich der Verdacht bestätigt: Äußerlich zwar reif aussehend, innen aber steinhart ("schnittfest") und geschmacksfrei. Ich lasse die beiden anderen eben noch etwas liegen, dachte ich, dann reifen sie vielleicht nach. Nach eine Woche habe ich mich an die zweite Tomate gewagt. Ergebnis: siehe oben, es gab keinen Unterschied zum ersten Mal. Nun habe ich noch das dritte und letzte Exemplar. Vermutlich ist seit der Ernte dieser Frucht mehr als ein Monat vergangen. Die Tomate liegt in meiner Küche und wartet auf ihr Schicksal. Äußerlich hat sie sich kein bisschen verändert: steinhart, immer noch Reife vorspiegelnd. Was tun? Weiter liegen lassen? (wie lange? - in etwa einer Woche werde ich wieder in Italien sein). Der Agrarministerin an den Kopf werfen? (zu riskant, bei der Konsistenz der Frucht könnte eine ernsthafte Verletzung daraus resultieren). Essen?? Vielleicht werde ich zur Abstinenz zurückkehren und die Tomate unseren Hühnern spendieren. |
Wartet auf ihr Schicksal: deutsche Fleischtomate, schön, steinhart und geschmacklos | ||||||||||
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Donnerstag, 2. September 2021 |
Mit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan ist, so hört man es von allen Seiten, das Mittelalter zurückgekehrt: Die Scharia, die islamische Gesetzgebung, welche die Taliban nun erklärtermaßen einführen wollen, sieht für (nach unserem Verständnis) eher zweitrangige Vergehen drastische Strafen vor: Handabhacken für Diebe z.B., Steinigung für außereheliche Beziehungen usw. Mittelalter fürwahr. Nun erreichen uns aus dem Land, das die Fackel der Freiheit und der Demokratie (wenigstens nach eigenem Verständnis) in die Welt tragen will (und dieses auch in Afghanistan – vergeblich – versucht hat), nämlich den USA, Nachrichten, die ebenfalls scheinbar aus dem Mittelalter zu stammen scheinen: der Staat Texas hat ein Gesetz verabschiedet, das Abtreibungen praktisch unmöglich macht, da es sie ab der 6. Schwangerschaftswoche kategorisch verbietet. Welche Frau aber weiß in der 6 Woche schon, dass sie schwanger ist? Allenfalls eine Minderheit. Vor allem die Umstände, wie dieses Gesetz umgesetzt werden soll, sind empörend und für ein modernes Land (für das sich die USA doch halten) beschämend. Und hier erlaube ich mir, aus einem ![]() Was aber die Rechtslage in Texas so einzigartig macht, ist der Vollzug des Gesetzes – denn der liegt nicht bei den Behörden, sondern bei den Bürgerinnen und Bürgern. Sie sind aufgefordert, Ärztinnen und Ärzte, die Betreiber von Kliniken und ihr Personal anzeigen. Auch wer eine Frau zur Abtreibungsklinik fährt, muss mit Strafverfolgung rechnen – wegen Beihilfe. Kommt es zu einer Verurteilung, muss die beklagte Person oder Einrichtung mit 10.000 Dollar Strafe pro Fall rechnen. Für den Tippgeber gibt es mindestens 10.000 Dollar Belohnung.An diesem Punkt bleibt einem die Spucke weg. 21. Jahrhundert? Derartiges gab es nicht einmal im Mittelalter. |
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Montag, 30. August 2021 |
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Erste Sätze (34) Heimito von Doderer, Die Strudlhofstiege (1951) Als Mary K.s Gatte noch lebte, Oskar hieß er, und sie selbst noch auf zwei sehr schönen Beinen ging (das rechte hat ihr, unweit ihrer Wohnung, am 21. September 1925 die Straßenbahn über dem Knie abgefahren), tauchte ein gewisser Doktor Negria auf, ein junger rumänischer Arzt, der hier zu Wien an der berühmten Fakultät sich fortbildete und im Allgemeinen Krankenhaus seine Jahre machte. |
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Mittwoch, 18. August 2021 |
Seit Tagen ringe ich um einen angemessen Beitrag zu aktuellen Ereignissen. Soll ich überhaupt etwas schreiben, wo doch schon so viele andere ständig die Stimme erheben? Und was ist vernünftig und angemessen? Beispiel Afghanistan, das in diesen Tagen auch immer wieder mit dem Vietnamkrieg verglichen wird: Über die Beurteilung von dessen Beendigung vor 46 Jahren ist sich die Geschichtsschreibung bis heute nicht einig geworden (siehe u.a. ![]() Vietnam: zwei bis vier Millionen getötete Vietnamesen, weitaus die meisten von ihnen Zivilisten und 58.000 getötete amerikanische Soldaten (Quelle: ![]() Afghanistan: 3.600 getötete Soldaten der von den USA geführten Koalition, über getötete Afghanen gibt es keine genauen Zahlen, die Schätzungen reichen bis etwa 200.000 (Soldaten und Zivilisten). Das Ziel der Koalition, Afghanistan nicht mehr zu einem Rückzugsort von Terroristen werden zu lassen, kann angesichts des Sieges der Taliban als gescheitert angesehen werden. Aus beiden Kriegen gibt es unzählige Berichte über Kriegsverbrechen. Der Einsatz in Afghanistan sei kein Krieg gewesen, hört man. Hier muss man an ![]() ![]() Eine makabre Parallele gibt es für das Ende der beiden Kriegseinsätze. Saigon, 29. April 1975: die letzten Amerikaner verlassen die Stadt per Hubschrauber. Kabul, 15. August 2021: Wieder kreisen Hubschrauber, um Botschaftsangehörige und Soldaten auszufliegen. Rette sich, wer kann – Chaos damals wie heute. |
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Es sind Diskussionen entbrannt, wieso niemand in der Regierung (der US-Regierung ebenso wie der Bundesregierung) mit einem solchen Ende des Militäreinsatzes gerechnet hat. Diese Frage nach der Vorstellungskraft von Regierungen kann man sich auch in anderen Zusammenhängen stellen: wieso gibt es im zweiten Jahr der Pandemie keine ausreichende Vorsorge für Schulen, Kindergärten usw.? (Man hätte 2020 genügend Erfahrungen sammeln können) Oder: Wieso treffen uns Klimawandelfolgen wie die Flutkatastrophe derart unvorbereitet? (Der ![]() |
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Sonntag, 8. August 2021 |
Die alten Tagebücher (62) 19. August 1981 Glückliche Zeiten im Häuschen im Moor
* Auf unserer Reise hatten wir anderthalb Jahre zuvor in einer Jugendherberge in Paphos (Zypern) zwei Schwedinnen kennengelernt. ** ![]() |
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Samstag, 7. August 2021 |
Zurück aus Italien, mit Dank an Ingeborg. Für alles. |
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Die Sacra di San Michele in Piemont | |||||||||||
Was höre ich als eine der ersten Nachrichten hier im Land? Der Bund spendet alle Astrazeneca-Dosen an Entwicklungsländer. Klingt erst mal gut. Klingt nach Solidarität der reichen Länder mit den armen. Doch Moment mal: Gab es nicht eine Debatte um die Nebenwirkungen dieses Impfstoffs? War da nicht etwas mit Thrombosen? Wollten sich nicht viele Menschen plötzlich nicht mehr damit impfen lassen? Die Akzeptanz des Astrazeneca-Impfstoffs sank nach Bekanntwerden von sehr seltenen Sinusvenenthrombosen, wie der ![]() ![]() Ein Schelm, wer Arges dabei denkt. |
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Samstag, 10. Juli 2021 |
Auf die Fresse, Herzblatt Unter diesem aufreizenden Titel brachte die Süddeutsche Zeitung gestern einen schönen, langen Artikel von ![]() Unter anderem zitiert der Autor aus dem Leitfaden für wertschätzende Kommunikation der Stadt Köln sowie aus einem Brief von Gottfried Benn aus dem Jahr 1938. Die Achtsamkeit und der heute tägliche Ruf nach ihr, schreibt Klute, ist das Symptom einer Gesellschaft, die unter ihrer watteweichen Konsenssprache einen steinharten Untergrund hat, auf dem immer neue Kulturkämpfe und identitätspolitische Landgewinnungsversuche stattfinden. Der ![]() |
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Montag, 5. Juli 2021 |
Zwei Nachrichten picke ich aus den Meldungen von gestern und heute heraus, die mir symptomatisch erscheinen für den Zustand der Gesellschaft: Erstens – die deutsche Sprache ist durch Corona schon wieder um ein Wort reicher geworden: Impfschwänzer (siehe auch meine Einträge zur Sprachbereicherung vom ![]() ![]() Schon sind die Hüter von Moral, Ordnung und Anstand auf dem Plan und fordern eine Bestrafung der Menschen, die ihre Impftermine einfach verfallen lassen (Meldung im DLF ![]() Zweitens – Ich höre einen Radiobeitrag über den Literaturwissenschaftler Michael Sommer, der die Bibel mit Playmobil-Figuren nachgestellt hat, was man sich in 49 (!) Filmchen auf ![]() ![]() ![]() ![]() Ach und noch etwas: finanziert hat das Projekt die Evangelische Kirche. |
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Samstag, 26. Juni 2021 |
Zwei Mordanschläge mit Toten und Verletzten sind zu vermelden, ein Angriff in ![]() ![]() Aber: Wer solche mörderischen Angriffe ausführt, mag verbrecherisch, hinterhältig, grausam, unmenschlich usw. sein, eines sind Täter dieser Art sicher nicht: feige. In der Regel nehmen sie ihren eigenen Tod in Kauf, mindestens aber lange Haftstrafen. Warum also nennt man die Täter oder die Tat feige? Es scheint, als könnte diese Benennung schon eine Art Bestrafung darstellen, wie ein hilfloser Reflex zum Zurückschlagen, schließlich ist man als Politiker am laufenden Band gezwungen, sich zu aktuellen Ereignissen schnell und ohne wirklich nachzudenken zu äußern. Wie gut, dass man stets Worthülsen parat hat, ob sie passen oder nicht. |
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Freitag, 25. Juni 2021 |
Literarische Perlen (9)![]() Wenn auch der Mensch geneigt ist, einem anderen in der Beredsamkeit oder Gelehrsamkeit den Vorzug vor sich selbst zuzugestehen, so wird er doch nicht einräumen wollen, dass jemand klüger sei als er. Jeder sieht seinen eigenen Verstand gleichsam aus der Nähe, den eines andern aber aus der Ferne an. Übrigens gibt die Zufriedenheit eines jeden mit seinem Verstande für die gleichmäßige Verteilung der Verstandeskräfte den besten Beweis.119 |
119 Hobbes, Thomas: Leviathan [1651], übersetzt von Jacob Peter Mayer (1938), Ditzingen 2019, S. 113. | |||||||||
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Mittwoch, 16. Juni 2021 |
Literarische Perlen (8) Virginia Woolf (Flush ist der Spaniel des Dichterpaares Elizabeth Barrett und Robert Browning – man ist gemeinsam auf Reisen in Italien) Doch um aufrichtig zu sein, nicht um Bilder anzustarren, in dunkle Kirchen einzudringen und zu schwach erkennbaren Fresken emporzublicken, sprang Flush davon, wenn die Tür der Casa Guidi offengelassen worden war. Er wollte etwas genießen, etwas suchen, das ihm all die Jahre vorenthalten worden war. Einst hatte das Jagdhorn der Venus seine wilde Musik über die Felder von Berkshire geblasen; er hatte die Hündin von Mr Partridge geliebt; sie hatte ihm einen Nachkommen geboren. Jetzt hörte er dieselbe Stimme durch die engen Straßen von Florenz schmettern, doch herrischer, gebieterischer noch nach all den Jahren der Stummheit. Jetzt lernte Flush das kennen, was die Menschen niemals kennenlernen können – reine Liebe, schlichte Liebe, uneingeschränkte Liebe; Liebe, die nicht die Sorge im Kielwasser nach sich schleppt; die keine Scham kennt; keine Reue; die eben noch hier ist und dann auf und davon, wie die Biene auf der Blume eben noch hier und dann auf und davon ist. Heute ist die Blume eine Rose, morgen eine Lilie; jetzt ist sie die wilde Distel auf der Heide, jetzt die gebauschte, hochnäsige Orchidee des Gewächshauses. So wahllos, so sorglos umarmte Flush den gefleckten Spaniel unten am Ende des Gäßchens und die gestreifte Hündin und die gelbe Hündin – ganz gleich, welche es gerade war. Für Flush war das ein und dasselbe. Er folgte dem Horn, wo immer es blies und der Wind den Klang herwehte. Die Liebe war alles; die Liebe war genug. 118 |
118 Woolf, Virginia.: Flush, Frankfurt am Main 1994, S. 81. | |||||||||
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Samstag, 12. Juni 2021 |
Die alten Tagebücher (61) 15. August 1981 Das neue Leben im einsam gelegenen kleinen Holzhäuschen im Moor hat unvorhergesehene Auswirkungen auf die Freunde in München und Umgebung: Wir sind gerade einmal eine Autostunde von den meisten entfernt – eine attraktive Entfernung für einen Nachmittagsbesuch, angemeldet oder auch unangemeldet. Die beiden freuen sich doch sicher, wenn wir sie mal in ihrer Einsamkeit besuchen ...
* A. = Vermieter des Häuschens, in dem wir von 1980 bis 1986 gewohnt haben. ** G. = Freundin und Lehrerkollegin, die nach Australien ausgewandert ist. |
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Donnerstag, 20. Mai 2021 |
Gedanken zum Brennglas Die Inzidenzzahlen sinken, die Hotels und Gaststätten öffnen wieder (für getestete, genesene, geimpfte und auf jeden Fall maskierte Gäste, versteht sich), ein Lichtschein von Normalität zeichnet sich am Ende des Tunnels ab. Bekommen wir nun unser altes Leben zurück, wird also alles wieder gut? Immer wieder hat man Stimmen gehört, die Pandemie habe "wie mit einem Brennglas" die Schwachpunkte in unserer Gesellschaft erkennen lassen, sie habe die Schere zwischen den Unter- und Überprivilegierten weiter geöffnet, andererseits aber auch gezeigt, wozu Politik, Wissenschaft, Zivilgesellschaft etc. in der Lage sind, wenn es mal drauf ankommt. Wie alle Krisen enthalte auch die Pandemie große Chancen zu Veränderung, Entwicklung und Erneuerung. Das Bild vom Brennglas bietet zweierlei Aspekte: einmal das Vergrößerungsglas, das uns Missstände besser erkennen lässt um dann hoffentlich – endlich – auch ihre Beseitigung in Angriff zu nehmen, und andererseits das Entzünden und Verbrennen vertrockneter Rückstände, von denen es mehr als genug gibt. Chancen, wenn sie sich darbieten, müssen auch ergriffen werden. Von selber wird nichts besser. Vielleicht trifft es sich gut, dass in ein paar Monaten Bundestagswahlen stattfinden. Drei Politiker*innen stellen sich für das Amt des Bundeskanzlers zur Wahl. Ich sehe zwei, die für die alte Gesellschaft stehen, und eine, die auf Neues hoffen lässt. Aber die gegenwärtige Lage verlangt von uns allen, Chancen zu ergreifen, nicht nur von Seiten der Politik. Wir alle sollten uns überlegen, was wir in Zukunft von unserem alten Leben nicht mehr haben wollen. Nutzen wir das Brennglas. |
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Sonntag, 02. Mai 2021 |
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Erste Sätze (33) Markus Werner, Zündels Abgang (1984) Schöne Kindheit im Warenhaus. Abhanden gekommen das einzig Vertraute, untergetaucht in neonhellen Schluchten. Der Kleine, in Tränen aufgelöst und ohne Fassung wimmernd: Mama, Mama. - Wie immer viel Helferwille, Ersatzhände, vom Kinde abgeschüttelt, es rennt umher und schreit. Wird irgendwo hinter bunten Kulissen erhört: Da kommt sie, die Mama, das Kind ihr entgegen mit erhitztem Gesichtlein, verweint, doch erlöst, und sie lässt sich nieder vor ihm, breitet die Arme aus und schlägt zu, links rechts, links rechts und zischt und schmäht. |
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Samstag, 1. Mai 2021 |
Die alten Tagebücher (60) 26. Juli 1981
7. August 1981 (...) Mich krankenzuversichern war eine Arie: Ich habe ja zu Alex gewechselt um versichert zu sein, er wollte einen regelmäßigen Fahrer haben und ich wollte versichert sein. * Bettina Wegner, ![]() ![]() |
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Montag, 26. April 2021 |
Wovor haben die Menschen in diesen Zeiten am meisten Angst? Vor Corona? Vor dem Klimawandel? Das würde naheliegen. Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut ![]() ![]() Ich lese gerade einen Klassiker der amerikanischen Literatur aus dem Jahr 1960 wieder: ![]() Wenn es nur eine Art von Menschen gibt, warum können sie dann nicht miteinander auskommen? Wenn sie alle gleich sind, warum haben sie dann nichts anderes im Kopf als sich gegenseitig zu verabscheuen?Weil sie unendliche Angst voreinander haben, könnte man antworten. |
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Freitag, 16. April 2021 |
Gelegentlich sind Politiker doch noch in der Lage, das Volk in Staunen zu versetzen. Ich rede nicht vom gerade stattfindenden Duell der beiden Kanzlerkandidat-Kandidaten, sondern von einer Äußerung des CDU-Politikers Friedrich Merz (der selber gerne CDU-Vorsitzender und K-Kandidat geworden wäre). In einem ![]() Gerade in der Politik kann man immer wieder erleben, dass man gewisse Ereignisse und Situationen mehr oder weniger herbeireden kann. Für diesen Fall heißt das, dass manche/r Grünen-Sympathisant/in, der/die bei der Wahl vielleicht zuhause bleiben wollte, sich bei diesen Worten überlegt doch hinzugehen, wenn das Ziel einer grünen Kanzlerschaft tatsächlich so greifbar nahe sein sollte. Ich würde sagen, wir schulden Friedrich Merz großen Dank. |
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Sonntag, 11. April 2021 |
Ich habe schon einmal auf den ![]() ![]() Die Empfehlung verbinde ich mit einem Hinweis auf einen Gastauftritt Prantls in der Interview-Sendung ![]() |
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Freitag, 9. April 2021 |
Dieser Winter ist vorbei. Vielleicht – hier im Schwarzwald weiß man nie. Wir haben in den letzten Wochen ein ständiges Auf und Ab erlebt.
Zur Erinnerung Blicke aus dem morgendlichen Schlafzimmer: |
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1. Dezember: Schnee auf den Frühbeeten | |||||||||||
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Das Frühlingswetter Ende Februar, das uns alle zur Gartenarbeit verführt hat, habe ich leider versäumt zu fotografieren. Und wenn man dem Wetterbericht glauben darf, geht das Auf und Ab weiter. |
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Freitag, 26. März 2021 |
Und noch ein Corona-Splitter:
Die Deutschen, und insbesondere ihr Führungspersonal, gleichen derzeit einem Hühnerhaufen. Erst wird eine Osterruhe verordnet, dann wieder zurückgenommen, einzelne Bundesländer erklären sich zur Modellregion (Saarland), andere appellieren an die Eigenverantwortung der Bürger, die ihnen gerade massiv von der Fahne gehen (Sachsen). Dazu tönen die wieder schriller werdenden Kassandrarufe der Virologen. Dazwischen das "Volk": Den einen gehen die Einschränkenn zu weit, den anderen nicht weit genug. Nicht dass ich zur Zeit Politiker sein möchte (auch sonst nicht), aber eine Frage stelle ich mir schon (und im ![]() ![]() Die Professorin verwies u.a. auf die Situation der Politiker, auf anstehende Wahlen etwa, und musste offen zugeben, dass sie keine gute Antwort darauf habe. Im meinem ![]() Ein solches Verhalten aber ist in der Pandemie unangebracht. Und da ein vorausschauendes Führungsverhalten nicht eingeübt ist, beherrscht man es auch nicht. Daher das Bild des Hühnerhaufens. |
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Sonntag, 14. März 2021 |
Noch ein Wort zur sogenannten Maskenaffäre, die darin besteht, dass Abgeordnete von CDU und CSU sich für die Vermittlung von Geschäften mit Coronamasken Provisionen in erstaunlicher Höhe haben zahlen lassen. Von bis zu 600.000,- Euro ist die Rede. Von den Funktionsträgern aller Parteien bis zum Bundespräsidenten hört man interessanterweise nichts als Abscheu ob soviel unmoralischer Raffgier. Und selbstverständlich, so beteuern die betroffenen Parteien, handelt es sich nicht um ein strukturelles Problem der Union. Man kann das verstehen: wieso soll ein bestimmtes Verhalten ein strukturelles Problem einer Partei darstellen, wenn es doch unserer Gesellschaft immanent ist: Von klein auf wird die individuelle Gier trainiert: Hast du was, bist du was, hieß es seit jeher und wird es bei uns immer heißen. Die Bedeutung des Einzelnen wird an seinem Bankkonto ermessen. Die Habsucht ist somit eine gesellschaftlich erwünschte und geförderte Eigenschaft. Dass unter diesen Umständen einer gern mal sechshunderttausend Euro für ein paar vermittelnde Telefongespräche oder E-Mails mitnimmt und dabei kein schlechtes Gewissen entwickelt, sollte nicht verwundern. Schließlich ist dieses Verhalten zutiefst systemkonform und wird – solange es mit Diskretion ausgeübt wird – weithin toleriert. Erst wenn Spielverderber die Gier ins allzu grelle öffentliche Licht zerren, merkt man auf, und schnell ist der Begriff der Neiddebatte zur Hand. Nun haben Abgeordnete der Union Pech gehabt: ihr Verhalten stößt auf eine den Umständen geschuldete Empfindlichkeit in der Bevölkerung. Als Konsequenz mussten die Unionsabgeordneten auf Geheiß ihrer Parteien eine ![]() So sollen also Nebeneinkünfte, die dem/der Abgeordneten mehr als 100.000,- € im Jahr einbringen, angegeben werden. Auf Cent und Euro. Achtzig- oder neunzigtausend im Jahr, soll das heißen, sind Peanuts, die gerne nebenbei in die Tasche gesteckt werden können. Ob das Pflegekräften, die ständig am Rand ihrer Kraft arbeiten und von solchen "Nebeneinkünften" nur träumen können, vermittelbar ist? Viele von ihnen halten derzeit noch aus Solidarität durch, wie der ![]() ![]() |
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Sonntag, 7. März 2021 |
Die alten Tagebücher (59) 21. Juli 1981
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Montag, 22. Februar 2021 |
Es gibt offenbar noch andere, die die von der Pandemie verursachte Sprachbereicherung (![]() ![]() Und einen schönen Satz habe ich heute noch vom Israelkorrespondenten des Senders vernommen. Er formulierte, man wolle dort eine Herdenimmunität herbei impfen. |
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Sonntag, 21. Februar 2021 |
Die alten Tagebücher (58) 8. Juni 1981 Das neue Leben auf dem Land rückt den Abstand zum früheren Leben in der Stadt (und die weiter bestehende Abhängigkeit von ihr) in den Blick.
Dazu als Ergänzung ein Blick in das Tagebuch des Jahres 2020, 39 Jahre später. Unter dem Datum des 19. Januar steht da: Stiller trüber Sonntagmorgen (alle meine Morgen sind zum Glück still, nicht alle trüb, Sonntage aber haben immer etwas Stilltrübes). |
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Sonntag, 14. Februar 2021 |
Mein regelmäßiger Spazierweg führt mich an unserem Bach entlang, der den wenig romantischen Namen Stampfbach führt. Umso poetischer aber sind die Bilder, die der Bach im Verein mit scharfem Frost in der Nacht und tauendem Sonnenschein am Tag dem Spaziergänger schenkt. |
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Montag, 8. Februar 2021 |
Die Pandemie hat eine Menge kreativer Aspekte, unter anderem eine ungeahnte Bereicherung der Sprache. Was haben wir nicht alles für Zusammensetzungen mit ihrem Namen (den wir alle nicht mehr hören können) erfahren dürfen: Coronakrise, Coronaregeln, Corona-Verschwörungstheorien, Coronaschutzverordnung, Corona-Warn-App, Coronaleugner ... Seit es Impfstoffe gegen C. gibt, sind auch hier neue Verbindungen im Umlauf: Impfverordnung, Impfreihenfolge, Impfgipfel, Großbritannien hat einen Impfstaatssekretär ... Auch Wörter wie Sieben-Tage-Inzidenz sind eine bislang nicht in Erscheinung getretene Kombination und Lockdown wurde der Anglizismus des Jahres 2020. Meine absoluten Lieblingsfundstücke aber sind (bisher): Durchimpfungsrate (hier ![]() und vor allem: aerosolgenerierend bzw. Aerosol generierend (hier ![]() |
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Donnerstag, 4. Februar 2021 |
Man mag den Streit nicht mehr hören: War vor einem halben Jahr die Entwicklung von Impfstoffen gegen Covid-19 noch eine Sache von vielen Jahren, wird jetzt, da es in einer beispiellosen Anstrengung gelungen ist, (hoffentlich) taugliche Vakzine anzubieten, das Geschimpfe und Gezerre um einen Platz an der Spritze ständig schriller: Warum hat die EU so wenig bestellt, wieso kriegen die Engländer mehr als wir, warum geht das alles so langsam, wer darf als erster und so weiter und so fort. Den Vogel schießt gerade die Deutsche Stiftung Patientenschutz ab (deren Arbeit ich bisher als nützlich und wertvoll angesehen habe): Wie der ![]() Weiter hieß es in dem Bericht, angesichts des knappen Impfstoffs gelte eine strenge Reihenfolge. Die über 80-Jährigen und die Menschen in Pflegeheimen erhalten den Schutz vorrangig, weil das Todesrisiko bei Covid-19 bei den Hochbetagten am größten sei. Die Ironie, die in diesem letzten Satz liegt, ist offenbar keinem aufgefallen. Zwar gehöre ich mit meinen 73 Jahren noch nicht ganz zu den Hochbetagten, über mein mit fortschreitendem Alter immer weiter zunehmendes Todesrisiko aber mache ich mir keine Illusionen. Mit Covid-19 hat das weniger zu tun, eher mit Statistik. |
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Samstag, 23. Januar 2021 |
Ich bin kein Verschwörungstheoretiker. Habe auch nicht vor einer zu werden und will mit ihnen auch nicht in einen Topf geworfen werden. Z.B. halte ich Behauptungen, die großen Konzerne (wahlweise Bill Gates, die internationale jüdische Hochfinanz, die Mainstream-Medien, das Weltwirtschaftsforum, die ![]() ABER: Was ich heute morgen im ![]() Macht dieser Herr Ametsreiter nicht einen fatalen Fehler, wenn er öffentlich solche Überlegungen ausbreitet? Wo bleibt denn da die geheime Verschwörung? |
* Das ![]() |
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Freitag, 15. Januar 2021 |
Ich unterbreche meinen Winterschlaf und melde mich zurück mit dem Wunsch an die Leser und Leserinnen des Blog, ein frohes Fest und einen sogenannten guten Rutsch gehabt zu haben.
Derzeit sieht es hier im Schwarzwald so aus, als habe sich der Winter auf seine ureigene Aufgabe besonnen, nämlich die Welt in stilles Weiß zu tunken, kalt zu sein und den Kindern fröhliche Erlebnisse durch Schlittenfahren und Schneemannbauen zu bescheren. Der Winterschlaf bleibt Rentnern wie mir vorbehalten. |
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Aber was mich nachdenklich macht, ist die Tatsache, dass wir gerade den dritten zweistündigen Stromausfall innerhalb von 16 Stunden erlebt haben. Würden wir uns in, sagen wir, Südfrankreich oder in Italien befinden, würde ich darüber kein Wort verlieren. Da kennt man es nicht anders. Aber im deutschen Schwarzwald? Also nicht einmal mehr hier kann man mit echten winterlichen Verhältnissen umgehen. Auch eine Auswirkung des Klimawandels. |
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