WERNERS BLOG(Links zu allen Einträgen: siehe linke Spalte)Ein Klick auf die Bilder vergrößert sie |
|||||||||||
Mittwoch, 06. Dezember 2023 |
Da fällt mir noch eine Ergänzung zum Eintrag von gestern ein: Es gibt ja noch alle die Dinge, die in unserem Land "keinen Platz" haben: Antisemitismus, Gewalt gegen Frauen, Hass gegen Schwule, Terror, Intoleranz ... Immer, wenn mal wieder etwas Derartiges zutage getreten ist, heißt es, dies habe "keinen Platz bei uns". Kümmert das diejenigen, die sich dieser Untaten schuldig gemacht haben? Natürlich nicht. Aber als Politiker klingt man mit solchen Worten entschlossen und suggeriert, ab sofort habe es ein Ende mit alledem: kein Platz! Weg! Die Scheußlichkeiten aber bleiben mitten unter uns und haben ihren Platz längst eingenommen, den sie nicht wegen dieser Sprüche räumen werden. |
||||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
|||||||||||
Dienstag, 05. Dezember 2023 |
Heute ein Beitrag zur Sprache der Politik: Wenn Politiker von ihrer Ohnmacht ablenken wollen, verstecken sie sich gern hinter besonders affirmativen Phrasen. Hört man dann aber genau hin, lässt sich die Verunsicherung heraushören. Jüngstes Beispiel ist Kanzler Scholz, der sich zusammen mit Brasiliens Präsident Lula da Silva "überzeugt" gibt, dass das Mercosur-Abkommen zwischen der EU und den lateinamerikanischen Ländern (an dem seit 23 Jahren herumverhandelt wird) "eine Mehrheit im EU-Rat und dem Europäischen Parlament erhalten werde". Am kommenden Donnerstag findet das entsprechende Gipfeltreffen in Brasilien statt. Dass sowohl Argentinien als auch Frankreich Widerstand angekündigt haben (von verbreitetem zivilgesellschaftlichem Widerstand mal ganz abgesehen) und die Chancen also nicht gut stehen, wird an dieser Stelle nicht erwähnt. Auch in der katastrophalen Lage in Nahost gibt es "Überzeugungen". So gab sich vor ein paar Tagen die G7 von einer Zwei-Staaten-Lösung "überzeugt", die es Israelis und Palästinensern "ermögliche, unter einem gerechten, langanhaltenden und sicheren Frieden zu leben". Träum weiter, möchte man sagen. Was ich von einer Zwei-Staaten-Lösung halte, habe ich bereits vor sieben Jahren in diesem Blog geschrieben. Ganz abgesehen davon, dass eine vernünftige Grenzziehung völlig unmöglich erscheint, würde die gegenseitige Angst voreinander die Menschen in diesen beiden Staaten nie zur Ruhe kommen lassen. Bis an die Zähne bewaffnet, würden sie sich permanent gegenseitig belauern – die einen mit den USA im Rücken, die anderen mit – Russland vielleicht? Zwei Staaten sind allenfalls als Zwischenschritt auf dem Weg zu einem gemeinsamen Staatswesen auf dem Gebiet des heutigen Israel und des Palästinensergebiets (Gaza und Westjordanland) denkbar. Allerdings wird das weder mit der Hamas (die auf jeden Falll verschwinden muss) noch mit den Rechtsradikalen in Israel möglich sein. Dass die Ein-Staaten-Lösung eine noch größere Illusion ist als die Zwei-Staaten-Lösung, ist mir bewusst. Deshalb sage ich auch nicht, dass ich von ihr "überzeugt" bin. Weiteres Beispiel: Als Bundespräsident Steinmeier vor kurzem in Katar war, um mit dem Emir al-Thani über die Freilassung der Geiseln zu sprechen, sagte er nach dem Gespräch, er "sei sich sicher, dass die Führung in Doha alles unternehmen werde, um dazu beizutragen". Wir lernen: Geben sich Politiker von etwas "überzeugt" oder sind sie sich "sicher", bedeutet das eher das Gegenteil, es ist nichts anderes als das Pfeifen im dunklen Wald. |
||||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
|||||||||||
Sonntag, 19. November 2023 |
Zitate aus dem "Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares" von Fernando Pessoa (Texte 50 und 86) Die Schönheit eines nackten Körpers wissen nur Kulturen zu würdigen, in denen man Kleider trägt. Scham wirkt auf die Sinnlichkeit wie ein Widerstand auf die Energie.(aus Text Nr. 50) Ich frage mich, ob im Leben nicht alles auf Degeneration beruht. Ob das Sein nicht lediglich eine Annäherung ist – Ein Vorher oder ein Drumherum.(aus Text Nr. 86) |
||||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
|||||||||||
Sonntag, 12. November 2023 |
Vor einiger Zeit habe ich hier die Frage gestellt, ob die CDU vielleicht deswegen auf Bubis als ihre Repräsentanten setzt, um sich dem Reifegrad derjenigen anzupassen, die ihr in den letzten Jahren in Richtung AfD davongelaufen sind. Nun erlebe ich auf einmal eine frappierende Bestätigung meiner Vermutung. Als Ende Oktober berichtet wurde, dass gegen einen AfD-Politiker, der frisch in den bayerischen Landtag gewählt worden war, Haftbefehl wegen des Verdachts der Volksverhetzung und des Verwendens von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen erlassen wurde, hat mich das nicht groß verwundert. So etwas gehört schließlich zur DNA dieser Partei. Heute aber stoße ich bei der (unbedingt empfehlenswerten) Lektüre von Heribert Prantls Wochenrückblick auf ein Foto des besagten Abgeordneten, und siehe da: → |
||||||||||
Daniel Halemba, AfD-Abgeordneter im bayerischen Landtag (Foto: Peter Kneffel/dpa, Quelle: sueddeutsche.de) |
|||||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
|||||||||||
Mittwoch, 25. Oktober 2023 |
Nach Impressionen aus Genua, Venedig und Mailand heute weitere Bilder aus Italien. Dieses Mal ging die Reise nach Triest, Aquileia und Verona. Jede Menge Kultur also. Triest, nahe der Grenze zu Slowenien und Kroatien, war einst der Seehafen der k.-und k. Vielvölker-Donaumonarchie. Das ist auch heute noch am Baustil, den Kaffeehäusern und den Speisekarten abzulesen. |
||||||||||
|
|||||||||||
|
|||||||||||
Aquileia, eine Kleinstadt in Friaul, birgt eine ungewöhnliche Menge an Ruinen aus römischer und romanischer Zeit. Geschichte in Schichten sozusagen, da jede Epoche ihre Bauten auf die Reste ihrer Vorgänger gesetzt hat. Nur ein Teil der antiken Schätze konnte aus diesem Grund bisher zugänglich gemacht werden. Das Archäologische Nationalmuseum gilt als eine der bedeutendsten archäologischen Sammlungen Norditaliens. |
|||||||||||
Verona, als Stadt von Romeo und Julia bekannt geworden, hat neben der Arena aus römischer Zeit auch noch viele andere historische Schätze zu bieten. Am interessantesten sind (unter vielem anderem) vielleicht die Kirche San Zeno Maggiore mit ihren einmaligen romanischen Bronzetüren und der Domkomplex. |
|||||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
|||||||||||
Samstag, 7. Oktober 2023 |
Kleine Hoffnung machende Signale dringen gelegentlich durch den russischen Kriegslärm. Letzte Nacht stand im Liveblog der Tagesschau folgende Meldung als letzte Nachricht des Freitags um 23 Uhr 12: Nach den russischen Raketenangriffen auf die nordostukrainische Region Charkiw haben Bürger in Moskau an einem Denkmal Blumen für die Opfer niedergelegt. In der Nachbarschaft seien fast alle gelben und blauen Blumen – die Nationalfarben der Ukraine – ausverkauft, zitierte das unabhängige Internetportal Astra eine Augenzeugin. Auf einem Video sind Blumengebinde am Denkmal Lesja Ukrainka* zu sehen. Die städtischen Behörden räumten die Blumen allerdings immer wieder weg, heißt es. Am Donnerstag und Freitag wurden bei schweren russischen Angriffen Dutzende Zivilisten verletzt und getötet. *Lesja Ukrainka (Laryssa Petriwna Kossatsch, 1871-1913), ukrainische Dichterin. An ihrem Denkmal in Moskau werden in letzter Zeit im Gedenken an die Kriegsopfer in der Ukraine immer wieder Blumen abgelegt (die die Moskauer Polizei sogleich wieder abräumt). |
||||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
|||||||||||
Mittwoch, 13. September 2023 |
Zum Eintrag von vorgestern noch ein Nachtrag: Ich höre, dass Spanien dem seit 17 Jahren toten Diktator Augusto Pinochet das "Kreuz militärischer Verdienste" aberkennt. Dieser Schritt "zeige den Einsatz Spaniens für die demokratischen Werte". Dieses Ehrenkreuz war Pinochet 1975 von Francisco Franco verliehen worden, ein Diktator und Verbrecher hat es einem anderen Diktator und Verbrecher um den Hals gehängt. Franco starb noch im Jahr dieser Preisverleihung, also vor 48 Jahren. Und schon setzt man sich für die demokratischen Werte ein. Donnerwetter! Der spanische Franquismo war Vorbild für viele Diktaturen in Lateinamerika, und im Heimatland hat man sich äußerst schwer getan und viel Zeit gelassen, diese Ära aufzuarbeiten (s.a. Wikipedia zum Stichwort Francisco Franco). Diktatoren und Verbrecher unter sich sehen wir heute auch in fernen Osten Russlands, wo Putin und Kim Jong Un sich brüderlich die Hände reichen. Wer ist dabei wem ein Vorbild? Wer wird dem anderen ein Ehrenkreuz oder ähnlichen Schrott verleihen? |
||||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
|||||||||||
Montag, 11. September 2023 |
Das heutige Datum, den 11. September, verbindet man gewöhnlich mit den Flugzeugen, die sich 2001 ins New Yorker World Trade Center gebohrt haben, knapp 3000 Menschen kamen an diesem Tag ums Leben. Aber etwa ebenso viele Menschenleben hat ein anderes Ereignis gefordert, das ebenfalls an einem 11. September seinen Anfang nahm: der Putsch des chilenischen Verteidigungsministers, General Augusto Pinochet im Santiago im Jahr 1973, also vor 50 Jahren. Es ist viel über diesen Putsch und seine blutigen Folgen geschrieben worden, auch über die Rolle, die andere Staaten, voran die USA, im Hintergrund gespielt haben. Wie sehr auch Deutsche dabei ihre Finger im Spiel hatten, erklärt ein lesenswerter Beitrag auf tagesschau.de vom 3.9. Insbesondere alte Nazis, wie der ehemalige SS-Standartenführer Walther Rauff, haben - neben der berüchtigten Colonia Dignidad damals eine entscheidende Rolle gespielt. Aus der Colonia wurde mit Hilfe der Deutschen ein Folterzentrum, unterstützt von Franz-Josef Strauß (auch zu diesem Thema gibt es auf tagesschau.de einen ausführlichen Beitrag) und Rauff baute in Chile einen Geheimdienst nach dem Vorbild der Gestapo auf. Auf ihn geht unter anderem das Verschwindenlassen zahlloser Regimegegner zurück. Noch heute ist das Schicksal von über 1400 Menschen ungeklärt. Ein Zeitzeuge nennt Rauff den "Meister der Endlösung" (In Chile sprach man tatsächlich von der Solucion final). Sich selbst bezeichnete Rauff zynisch als "staatlich geprüften Kriegsverbrecher". |
||||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
|||||||||||
Montag, 4. September 2023 |
Wie ich feststelle, ist zum erstenmal seit ich diesen Blog betreibe (d.h. seit September 2015), ein ganzer Kalendermonat vergangen, ohne dass ich einen Eintrag geschrieben habe. Ein gutes Zeichen vielleicht? Schließlich heißt das, dass um mich und in mir so viel anderes Leben stattfindet und mir zum Bloggen kaum Zeit bleibt. Richtig ist, dass ich mein Schreibprojekt mit Hochdruck vorwärtstreibe: die Biografie von Robert Frost. * Beim Stöbern in meinen alten Tagebüchern stoße ich auf einen Traum vom 7. Dezember 1981. Nach langer Zeit also wieder ein Eintrag in die Rubrik "Alte Träume": Eine Schule (Gymnasium) auf einer Zeitinsel. Befinde mich in einer Schule, unter Schülern, und weiß, daß hier das Jahr 1937 (kurze Schwankungen: so nah am Krieg?) ist. Bemerke die moderne Architektur, eigentlich aus der Jetztzeit. Auch die Schüler und Schülerinnen machen keinen "altmodischen" Eindruck. Ich stelle mir die Schwierigkeiten vor, die beiden Welten zusammenzubringen. Meine Aufgabe ist es auch zunächst, die Schüler nicht merken zu lassen, daß rund um die Schule eine andere Zeit existiert. Nachsatz im Tagebuch: Ich denke mir, daß sich aus einer solchen Traumidee eine Geschichte machen ließe. |
||||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
|||||||||||
Mittwoch, 26. Juli 2023 |
In Kopenhagen haben Leute – wieder einmal – einen Koran verbrannt. ( siehe die Meldung des Dlf) Der Außenbeauftragte der EU, Josep Borrell, hat diesen Vorgang völlig zurecht "beleidigend, respektlos und eine eindeutige Provokation" genannt, Äußerungen von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und damit verbundener Intoleranz hätten in der Europäischen Union keinen Platz, sagte er. Begangen habe diese Idiotie, wie es heißt, eine Gruppe, die sich "Dänische Patrioten" nenne. Diesen offensichtlichen Hör- und Schreibfehler möchte ich an dieser Stelle korrigieren, richtig muss es heißen Dämliche Idioten. |
||||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
|||||||||||
Samstag, 22. Juli 2023 |
Manchmal wundere ich mich über deutsche Parteien und Politiker. Zum Beispiel über die CDU und einige ihrer Vertreter. Gerade hat die Partei Carsten Linnemann zu ihrem Generalsekretär gemacht. Das ist eine Position im Rampenlicht, die er erhalten hat, weil er aggressiver und konservativer auftritt als sein Vorgänger Mario Czaja. Oder über den Vorsitzenden der Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern, Philipp Amthor. Was ist es, worüber ich mich wundere? Amthor ist Jahrgang 1992, 29 Jahre alt, und sieht aus wie 16. Linnemann ist Jahrgang 1977, knapp 46 Jahre alt und sieht aus wie 26. Beide scheinen ihr halbwüchsiges Äußeres mit angriffslustigem Auftreten wettmachen zu wollen. Ohne jetzt zu sehr psychologisieren zu wollen und ins Persönliche einzudringen, frage ich mich schon, was diese Partei dazu bringt auf Bubi-Typen zu setzen. Ist das der Politikertyp der Zukunft? Es war einmal Mode, Fotos von Politikern zu veröffentlichen, die sie in ein zwielichtiges Bild rückten, und zu fragen: "Würden Sie von diesem Menschen einen Gebrauchtwagen kaufen?" Nun, von Amthor oder Linnemann würde man vielleicht noch einen Gebrauchtwagen kaufen, aber ob man sich von ihnen regieren lassen möchte, ist eine andere Frage. Auch im Aussehen drückt sich die Persönlichkeit aus. |
||||||||||
Die CDU versucht, die Wähler, die ihr in Richtung AfD davongelaufen sind, wieder zurückzugewinnen. Am besten, sagt sie sich wahrscheinlich, geht das, indem man sich dem Reifegrad dieser Davongelaufenen anpasst. |
|||||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
|||||||||||
Sonntag, 16. Juli 2023 |
Ich höre mit Unbehagen und großem Missfallen, dass der Stadtrat von Kiew ab sofort russischsprachige "Kulturprodukte" verbietet. So meldete es kürzlich der Sender Deutschlandfunk Kultur. Russisch, heißt es, sei die Sprache des Aggressors. Dem Verbot unterliegen Musik, Filme, Theater und Bücher. Betroffen sind auch historische Werke. Ich halte diese Entscheidung für äußerst unklug (um nicht zu sagen strohdumm). Das ist genau der Weg, wie man Menschengruppen völlig unnötig gegen sich aufbringt und sogar Hass schürt. Hat man in Kiew vergessen, dass es überall in der Ukraine (und, wie ich annehme, auch in der Hauptstadt Kiew) russischsprachige Einwohner gibt? Auch solche, die den Angriffskrieg Russlands verurteilen? Sollen die für ihre Sprache bestraft werden, weil im Nachbarland ein durchgeknallter imperialistischer Diktator regiert? So baut man Hindernisse für eine Verständigung auf, die zwischen Einwohnern ein und desselben Landes doch auch im Krieg möglich sein müsste. Schlimmstenfalls können solche Aktionen sogar als Vorstufe zu ethnischen Säuberungen interpretiert werden. Man liefert also leichtfertig Putin im Nachhinein eine Rechtfertigung für seine "militärische Spezialoperation". Ohne die Ukrainer belehren zu wollen, denke ich, man sollte alle Maßnahmen unterlassen, die als bewusste Diskriminierung von Minderheiten aufgefasst werden, wenn man die Sympathien und Unterstützung des Westens nicht riskieren will. |
||||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
|||||||||||
Donnerstag, 29. Juni 2023 |
Ungeachtet aller verstörender Nachrichten aus Politik und Krieg erzähle ich mit ein paar Bildern von einem Besuch in Genua, einer Stadt, die ich bis vor kurzem nur aus der Sicht eines auf einer Schnellstraße durch die Stadt eilenden Autos kannte – vor Jahrzehnten. |
||||||||||
|
|||||||||||
|
|||||||||||
|
|||||||||||
|
|||||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
|||||||||||
Donnerstag, 8. Juni 2023 |
Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms wird allseits als eine ungeheuerliche Eskalation des Kriegsgeschehens in der Ukraine bezeichnet. Neben dem tatsächlichen Dammbruch ist es auch ein politischer. Die Tat hat etwas von der Verzweiflung eines in die Enge getriebenen wilden Tiers. Die Kriegsverbrecher in der russischen Führung scheinen sich zu sagen: Wenn wir die Ukraine nicht besiegen können – und danach sieht es ja aus – dann werden wir sie zerstören. Nach uns die Sintflut! Diktatoren reißen, wenn sie ihren Untergang kommen sehen, alles mit in den Abgrund. Kann man die Ereignisse also als Anfang vom Ende betrachten? Vermutlich noch lange nicht. Noch gibt es sehr viel zu zerstören. Parallelen zu 1945 und dem Ende Hitlers in der Reichskanzlei drängen sich auf. Wird am Ende der Selbstmord Putins stehen? Aber auf welche weiteren Ungeheuerlichkeiten muss sich die Welt vorher noch gefasst machen? |
||||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
|||||||||||
Samstag, 27. Mai 2023 |
Ein köstliches Buch ist mir in die Hände gefallen. Wer Interesse an gut geschriebenem Deutsch hat, sollte unbedingt Die Schlange im Wolfspelz von Michael Maar lesen.124 Das Buch ist ein Streifzug durch die deutschsprachige Literatur aus drei Jahrhunderten. Wann schreibt ein Schriftsteller, eine Schriftstellerin einen guten Stil und warum? Was ist es, das uns an den Texten fasziniert (oder auch nicht)? Die Beispiele werden nicht nur mit größter Sachkenntnis präsentiert und seziert, sondern auch mit viel Humor. Und die Liebe zur Literatur ist der geheime Ghostwriter. Ein Beispiel aus dem Kapitel über "Beiwörter" (Adjektive und Adverbien), das betitelt ist "Am Beiwort sollt ihr sie erkennen: Manche sind in dieser Hinsicht erstaunlich furchtlos. Wer sich durch den Heinrich von Ofterdingen auf der Suche nach einem originellen Adjektiv quält, der kann auch in der Sahara nach blauen Blumen suchen. Wo man aufschlägt, ist alles anmuthig, unbeschreiblich, reizend, romantisch, mannigfaltig, himmlisch, ewig; oft nach einem Satz schon wiederholt – nichts, aber auch gar nichts ist gesehen, gehört, individuell empfunden. Für eine Schule des Stils wäre Novalis ein abschreckendes Beispiel.Anschließend lässt Maar ein Kapitel aus Joseph Roths Hiob versuchsweise von Hemingway überarbeiten, der sämtliche Adjektive streicht. Das Ergebnis spricht für sich. So geht das durch das ganze Buch. Großartig. |
124 Michael Maar, Die Schlange im Wolfspelz – Das Geheimnis großer Literatur, Hamburg, Rowohlt Verlag 2020 | |||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
|||||||||||
Freitag, 5. Mai 2023 |
Die alten Tagebücher (71) 26. Oktober 1981 Der folgende Eintrag (der eine Woche vor dem zuletzt vorgestellten liegt) ist der erste in dem Tagebuch mit der laufenden Nummer 5, das vom 26. Oktober 1981 bis zum 5. Februar 1984 reicht. Es beginnt mit Reflexionen über die alte Sehnsucht zu "schreiben".
|
||||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
|||||||||||
Freitag, 14. April 2023 |
Das bevorstehende Datum des Atomausstiegs in Deutschland (morgen!) ruft zum Schluss noch einmal diejenigen auf den Plan, die Atomenergie als eine tolle Sache ansehen. So behauptet etwa Markus Söder in Bayern, "die Entscheidung der Ampel-Regierung sei ideologisch und setze sich über den Willen der Bevölkerung hinweg" (siehe Bericht im DLF). Überhaupt ist "ideologisch" ein sehr beliebtes Argument aller konservativen und liberalen Kräfte, wenn es gegen Projekte etwa des Umweltschutzes oder der alternativen Energiegewinnung geht. Insbesondere, wenn dabei eigene Pfründe gefährdet sind. Dabei übersehen sie (oder verschweigen bewusst) wie sehr sie selber in Ideologien verstrickt sind. Gerade der Konservatismus oder der (Neo-)Liberalismus sind stark Ideologie-getriebene Weltanschauungen, die als die alleinseligmachenden angesehen werden. Zur Information hier ein Auszug aus dem Wikipedia-Artikel "Ideologie": Politik ist immer mit Ideologie verbunden, eine unideologische, rein technokratische Politik ist realitätsfremd. Politische Programme basieren auf bestimmten Wertesystemen. Die grundlegenden politischen Ideologien sind Liberalismus (Betonung der Freiheit auf Grundlage der Marktwirtschaft), Sozialismus (Betonung der Gleichheit) und Konservatismus (Betonung von gesellschaftlichen Traditionen). |
||||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
|||||||||||
Mittwoch, 25. März 2023 |
Gestern hieß es in den Nachrichten, dass die ersten Leopard-2-Panzer aus Deutschland in der Ukraine angekommen sind. Ich nehme die Meldung zum Anlass, mir wieder einmal den Wandel im eigenen Bewusstsein vor Augen zu führen. Vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine war mir der ganze Waffenschrott zutiefst zuwider: kostet eine Unmenge Geld und steht sowieso nur dumm herum. Etwas für technikvernarrte Militaristen. Oder so ähnlich. Schon am Tag, als der Kanzler die Zeitenwende verkündete, drei Tage nach dem Einmarsch, klang ich anders (siehe ). Und heute? Zwar habe ich mich viermal vertippt, bis ich hier überall das Wort Leopard richtig geschrieben hatte (was vermutlich tief blicken lässt), aber ja, die Panzer sind vermutlich – leider, entsetzlicherweise – das richtige und angemessene Mittel, damit sich das überfallene Land wehren kann. Zeitenwende im eigenen Kopf: Es ändern sich die Zeiten und wir uns mit ihnen. |
||||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
Leopard-2-Panzer der Bundeswehr (Quelle: DLF; picture alliance / dpa / Moritz Frankenberg) | ||||||||||
Dienstag, 07. März 2023 |
Literarische Perlen (12) Hermann Broch Zerfall der Werte [6] |
123 Broch, Hermann: Die Schlafwandler. Eine Romantrilogie, Rhein-Verlag Zürich 1952 [1932], S. 525 f. | |||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
|||||||||||
Dienstag, 28. Februar 2023 |
Zum Monatsende mal was Lustiges. Diese Karte hängt hier im Büro, und jedes Mal, wenn ich sie anschaue, lache ich mich schlapp! Übrigens ein hervorragender Tipp für den Alltag: anstatt immer nur die Kinder (oder den/die Partner/in) einfach mal seinen Goldfisch anschreien. Der steckt das locker weg. Papan ist ein großartiger Karikaturist: besucht unbedingt seine Website! |
||||||||||
|
|||||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
|||||||||||
Tag, 19. Februar 2023 |
Die alten Tagebücher (70) 3. November 1981 Wetterbeobachtungen. Der erwähnte Anbau ist eine Dusche und Toilette anstelle des alten Plumpsklos.
|
||||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
|||||||||||
Wochentag, 12. Februar 2023 |
"Wir werden unsere Außengrenzen stärken und so irreguläre Migration verhindern", sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf dem EU-Sondergipfel am Donnerstag in Brüssel. Die EU will also mehr Geld ausgeben für den Schutz der Außengrenzen. In Deutschland kommt Kritik aus der Opposition: Die Linke sagt, was auf dem EU-Gipfel in Sachen Flucht und Migration beschlossen worden sei, komme einer humanitären Bankrotterklärung gleich, und die Grünen meinen, die Errichtung von Zäunen passe nicht zur EU. Der Union sind dagegen die Beschlüsse nicht konkret genug, sie hätte sich eine gleichmäßigere Verteilung der Ukraine-Flüchtlinge in der EU gewünscht. Gibt es jetzt mehr EU-Zäune?, fragt der Kommentator des DLF Mir kommt dabei ein Gedicht von Robert Frost in den Sinn. Es trägt den Titel Mending Wall ("Die Mauer ausbessern") und thematisiert das Für und Wider von Zäunen und Mauern. Mending Wall Da treffen sich zwei Männer im Frühling im Wald an ihrer gemeinsamen Grundstücksgrenze, um die im Winter beschädigte Steinmauer auszubessern, die nicht nur durch den Frost, sondern vor allem durch die Hunde der Jäger beschädigt worden ist. Doch wozu haben wir hier eigentlich eine Mauer, fragt der Sprecher, auf meiner Seite gibt es nur Apfelbäume und drüben nur Kiefern, die tun sich gegenseitig nichts. Hier gibt es doch keine Kühe, die man einzäunen müsste. Die Antwort des Nachbarn besteht nur aus einem überlieferten Sprichwort: "Good fences make good neighbors" ("Sind Zäune gut, sind Nachbarn gut") Der Sprecher aber stellt fest: Im Menschen gibt es etwas, das keine Mauern mag. Robert Frost hat sich später zu diesem Gedicht in dem Sinn geäußert, dass er sich vermutlich in beiden Figuren gesehen hat, er habe es sich zur Regel gemacht, in allem, was er schreibe, für keine seiner Figuren Partei zu ergreifen. Der Impuls, schützende Mauern zu errichten und der gegensätzliche Impuls, sie abzutragen, existierten fortwährend in Frosts Werk, schreibt Henry Hart, einer von Frosts Biografen. Nicht nur in den Gedichten von Robert Frost. Hier wieder zwei Übertragungen ins Deutsche, die erste von Ingeborg, die zweite von mir (basierend auf Ingeborgs Version) Wälle flicken Mauerflicken |
||||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
|||||||||||
Sonntag, 29. Januar 2023 |
Der erste Monat des Neuen Jahres ist beinahe schon wieder vorbei, und erst jetzt komme ich dazu, einen Beitrag im Jahr 2023 zu verfassen. Die Säumigkeit ist vor allem dem Reisen geschuldet. Und aus den Reiseerlebnissen will ich nur ein Ereignis herausgreifen: einen Besuch in der Hamburger Elbphilharmonie – umstrittenes, sündteures Bauwerk. Ich will aber den vielen kritischen Kommentaren, die das Bauwerk seit dem Planungsbeginn 2007 begleiteten, keinen neuen hinzufügen. Wir hatten am 23. Januar einen phantastischen Konzertabend erlebt: Wagner, Mozart, Brahms, alles vom Feinsten. Von unserem Platz hinten über dem Orchester, der Niederländischen Philharmonie, (aber wo ist in einem runden Saal "hinten"?) konnten wir den Dirigenten Lorenzo Viotti (ein formidables Showtalent!) und die Mozart-Pianistin Maria João Pires bei ihrer Arbeit beobachten. Es war berührend zu sehen, wie sich der junge Dirigent (Jahrgang 1990) und die zwei Generationen ältere Pires verstanden und mochten. Einzelheiten kann man der Kritik im Hamburger Abendblatt entnehmen. |
||||||||||
|
|||||||||||
↑ nach oben ↓ nach unten (Anfang des Abschnitts) |
|||||||||||